„Der Funken ist jedes Jahr wieder ein Glanzpunkt.“
Einer der ältesten Bräuche des Montafon – noch aus vorchristlicher Zeit – ist das Funkenabbrennen. Am Funkensonntag, dem ersten Sonntag nach Fasnacht, wird ein kunstvoll aufgeschichteter, bis zu 30 Meter hoher Holzturm angezündet. Mit dem Abbrennen der Funkenhexe und dem Fackelschwingen werden in Anlehnung an den alten Sonnenkult die "Dämonen des Winters" vertrieben und das steigende Licht begrüßt.
Wie viel Arbeit der Aufbau eines Funkens erfordert, erzählt uns Jürgen Wachter, Obmann der Funkenzunft Gortipohl. „Durchschnittlich 700 bis 800 Arbeitsstunden stecken in einem solchen Funken. Die Arbeit dazu beginnt direkt im Frühling mit dem Sammeln von Holz und Füllmaterial und beschäftigt uns das ganze Jahr.“
Am Funkensonntag wird bei Einbruch der Dunkelheit der Funken unter den Augen der Dorfbevölkerung entzündet. Es gilt als schlechtes Vorzeichen, wenn der Holzturm einstürzt, bevor die Hexe, die mit Schwarzpulver befüllt ist, explodiert. In diesem Fall "beerdigt" die Funkenzunft die Hexe am darauffolgenden Sonntag in einer Zeremonie. „Zum Glück ist uns das bislang erspart geblieben“, schmunzelt der Obmann der Funkenzunft.
Ein einzigartiges Stück Montafoner Kulturgeschichte ist das jahrhundertealte Scheibenschlagen in Gortipohl.
Dabei wird eine handgefertigte Scheibe über dem Kopf schwingend über einer Art Holzbank, dem sogenannten Scheibenstock, abgeschlagen. Unter dem Applaus der Schaulustigen zieht die glühende Scheibe einen leuchtenden Bogen am dunklen Nachthimmel. „Das Scheibenschlagen ist jedes Jahr ein großes Ereignis im Dorf. Bei uns kann jeder mitmachen. Viele bringen ihre eigenen, selbstgemachten Scheiben mit. Es ist schön zu sehen, dass auch wieder sehr viele Jugendliche mit Begeisterung dabei sind“, beschreibt Jürgen das Wiederaufleben des Brauchtums.
Unter den wenigen zu sein, die ein Jahrhunderte alte Gepflogenheit pflegen und am Leben erhalten, erfüllt ihn mit großem Stolz: „Es ist ein lässiges Gefühl, wenn man als kleiner Verein eine solch große Ehre hat. Da ist man mit Feuereifer dabei, im wahrsten Sinne des Wortes.“ Eine große Anerkennung für ihre wertvolle Arbeit ist die Aufnahme des Scheibenschlagens in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. „Es war etwas ganz Besonderes, diese Auszeichnung entgegennehmen zu dürfen. Wenn man beispielsweise mit den Lipizzanern und der Hofreitschule Wien auf einer Ebene steht, hat das für uns einen enorm hohen Stellenwert. Wir werden das Erbe weitergeben.“