Archäologische Schatzkammer
Vor den ehemaligen Stolleneingängen sind jeweils mächtige Abraumhalden zu erkennen. Der Sankt Anna Stollen ist heute der einzig begehbare Zugang zur "Unterwelt". Als ob die Arbeiter sich erst gestern durch die schmalen Gänge gezwängt hätten, sind an den Steinwänden die Klopfspuren ihrer Meisel noch sehr gut zu erkennen. Lampendöchte, Lederreste, Schuhsohlen - fast unter jedem Stein lässt sich etwas finden, was die "Silberer" vor über 500 Jahren hier gelassen haben. Am Ende des 115 Meter langen Stollen steht eine Skulptur der Heiligen Anna.
Das Besucherbergwerk in der Knappagruaba am Bartholomäberg
Am Bartholomäberg befindet sich das einzige Besucherbergwerk in Vorarlberg. Es ist in eins der am besten erhaltenen Bergbaureviere der Ostalpen eingebettet. Entlang des Bergknappenwegs zeugen Dutzende gut erhaltener Bergbauhalden und über 30 Stollenmundlöcher in den Gewannen Knappagruaba und Worms von der Blütezeit des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bergbaus auf Eisen und Kupfer.
Zwei Stollen wurden geöffnet und freigelegt, wobei der „Barbara-Stollen“ als einziges Schaubergwerk in Vorarlberg zugänglich ist. Unter fachkundiger Führung kann man den 120 m langen Stollen besuchen und Wissenswertes über das Leben und Arbeiten der Bergleute erfahren. Der kleinere Stollen – der sog. „Anna-Stollen“ – ist ein klassischer Schrämmstollen und aufgrund seiner Enge öffentlich nicht zugänglich. Da die alten Namen der beiden Stollen leider unbekannt sind, haben sie die neuen Benennungen erhalten. Ebenso wenig wie die ursprünglichen Namen ist bislang das Alter der bis 90 m und 120 m tief freigelegten Stollen bekannt.
Die Bergbaulandschaft wurde 2012 als herausragendes Kulturdenkmal in das österreichische Denkmalbuch eingetragen und ist nun dauerhaft für nachfolgende Generationen geschützt.
Hinweis/Info:
Zu erreichen zu Fuß vom Ortszentrum von Bartholomäberg bergauf knapp 300 Höhenmeter den ausgeschilderten Bergknappenweg (24) folgend bis in die Bergbauzone der Knappagruaba.
Öffnungszeiten
Mitte Juni bis Mitte Oktober: Mi, Fr, So 13–17 Uhr oder Gruppen ab 5 Personen nach Voranmeldung.
Montanarchäologie: archäologische Quellen zum Bergbau in der Knappagruaba
Das im Süden Vorarlbergs gelegene kleine Montanrevier zählt zu den ältesten in den Alpen. Die Talschaft des Montafons bildet nördlich der Silvretta-Gruppe eine abgeschlossene inneralpine Siedlungskammer mit Erzlagerstätten, die schon früh erschlossen und ausgebeutet wurden. Seine Lage peripher zu den großen Lagerstätten im Inntal, dem Kitzbühler Raum oder dem Pongau in den Ostalpen ist jedoch wohl auch dafür verantwortlich, dass es bislang weitgehend unerforscht blieb. So werden im Montafon erst seit dem Jahr 2000 interdisziplinäre archäologische Forschungen zur frühen Besiedlungsgeschichte und zum Bergbau durchgeführt.
Zwischen St. Anton und St. Gallenkirch finden sich an zahlreichen Stellen Hinweise auf den mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Bergbau. Die Bergbauspuren reichen bis in Höhen um 2500 m, wie dies die Stollen und Bergbauspuren etwa auf der Alpe Spora über St. Gallenkirch oder bei der Rona Alpe (Alpguess) und der Alpe Fresch im hinteren Silbertal belegen. Die umfangreichsten Spuren der Bergbautätigkeit finden sich hingegen in den Gewannen Knappagruaba und Worms am Bartholomäberg sowie auf dem Kristberg in Silbertal und auf der Klostertaler Seite in Dalaas. Es handelt sich um unterschiedliche Spuren des Bergbaus, meist sind es große und kleine Halden mit Taubgestein, verstürzte Stollenmundlöcher und in wenigen Fällen auch Schmelzplätze wie in Ganzenahl bei Tschagguns oder dem Schmelzhof in Silbertal. Von einigen Stellen liegen als Lesefunde Bergeisen aus Eisen, sog. Gezähe, vor, die allerdings auch keine genauere zeitliche Zuordnung innerhalb der mittelalterlichen Bergbautätigkeiten zulassen.
Archäologische Quellen zum Bergbau ermöglichen gegenüber den historischen Überlieferungen ungeahnten Erkenntniszuwachs. Die Montanarchäologie beschäftigt sich neben dem Bergbau auch mit dem Hüttenwesen und dadurch mit der Gewinnung und Verarbeitung von Erzen. Trotz der historischen Quellen sind wir im Hinblick auf die Erforschung und Rekonstruktion des hoch- und spätmittelalterlichen Bergbaus weitgehend auf montanarchäologische Quellen und naturwissenschaftliche Daten angewiesen. Systematische montanarchäologische Untersuchungen wurden jedoch erst seit dem Jahr 2002 an verschiedenen Stellen des Montanreviers insbesondere im Silbertal und am Bartholomäberg durchgeführt. Diesen Untersuchungen folgten weitere Prospektionen und kleinflächige Ausgrabungen etwa auf der Alpe Netza in St. Gallenkirch oder im hinteren Silbertal. Sie haben eine Fülle neuer montanarchäologischer Quellen und naturwissenschaftlicher Daten ergeben, die die Geschichte des Montafoner Reviers eindrucksvoll in einem neuen Licht erscheinen lassen. So können wir heute sagen, dass es sich um eins der ältesten Montanreviere der Ostalpen handelte. Denn sowohl am Bartholomäberg als auch auf dem Kristberg im Silbertal wurde bereits im Hochmittelalter im 11./12. Jh. n. Chr. Pingenbergbau durchgeführt, bevor im 13./14. Jh. der Stollenbergbau zur Erschließung der Haupterzgänge einsetzte.
Der Silberstollen am Bartholomäberg
Das Aquarell zeigt einen von der Kirche St. Bartholomäus aus hangaufwärts führenden Weg, der mehrere Hofstellen passiert und zum Mundloch des Stollens führt. Auf dem Weg befinden sich zwei Bergleute, die Keilhauen geschultert haben. Aus dem Stollen kommt ein Bergmann, der Abraum mit einem Schubkarren auf die Halde fährt. Auf der Rückseite des Aquarells ist die Lage des Silberstollens im Widenwald vermerkt. Der Flurname weist auf Pfarrbesitz hin, jedoch hat sich ein Namenswechsel in „Obwald“ vollzogen. Das zuvor unbekannte Bergwerk konnte 2009 im Obwald lokalisiert werden. Im steilen Berghang sind die halbrunde Abraumhalde und das verstürzte Stollenmundloch noch vorhanden. Dies ist der bislang einzige Stollen am Bartholomäberg, der durch eine historische Quelle entdeckt werden konnte und dessen alter Name „Silberstollen“ überliefert ist.
Bodendenkmal Knappagruaba – eine einzigartige Bergbaulandschaft am Bartholomäberg
Am Bartholomäberg befindet sich oberhalb der Siedlungszone eines der am besten erhaltenen Bergbaureviere der Ostalpen. In den Gewannen Knappagruaba und Worms bezeugen dutzende von gut erhaltenen Bergbauhalden und Stollenmundlöchern die Blütezeit des Bergbaus auf Eisen und Kupfer im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Seit kurzem wissen wir, dass älteste Bergbauspuren sogar bis in keltische Zeit zurückreichen. Auf rund 2,4 Hektar Fläche findet der Besucher – vom Ortskern in Bartholomäberg dem Bergknappenweg zum Besucherbergwerk folgend – in etwa 1300 m Höhe mindestens 50 kleinere und größere Halden, dazu über 30 verstürzte Stollenmundlöcher. Zwei dieser verstürzten Stollenmundlöcher wurden wieder freigelegt und der größere Stollen – der sog. „Barbara-Stollen“, als einziges Schaubergwerk in Vorarlberg zugänglich gemacht.
Diese einmalige Bergbaulandschaft am Bartholomäberg wurde im Jahr 2012 nach Zustimmung von 40 Eigentümern als herausragendes Kulturdenkmal in das Denkmalbuch der Republik Österreich eingetragen. Damit genießt die Bergbauzone am Bartholomäberg als alpenweit bedeutendes Kulturdenkmal dauerhaften Schutz für nachfolgende Generationen, denn sie ist einerseits eine unschätzbare Quelle zur frühen Bergbau- und Wirtschaftsgeschichte, andererseits ein wertvoller Bestandteil der Kulturlandschaft des Montafon.