Klimawandel & Klimawandelanpassungen - Was heißt das überhaupt?

Klimawandel & Klimawandelanpassungen - Was heißt das eigentlich und vor allem was heißt das für den Tourismus im Montafon? Genau das haben wir uns im PIZ Montafon gefragt und versuchen es jetzt (aus unserer Sicht) zu beantworten.

Wir alle haben eine grobe Idee davon, was Klimawandel heißt, was er für uns heißt und auch welche Folgen er hat, haben kann und haben wird. Doch das Ganze so ganz genau zu erklären, fällt uns dann doch schwer. Wir wissen, dass Wissenschaftler:innen auf der ganzen Welt dazu aufrufen, den Ausstoß von umweltbelastenden Treibhausgasen zu verringern, um die Ziele der Vereinten Nationen zu erreichen, da wir sonst mit dramatischen Folgen zu kämpfen haben werden. Das eigentliche Ziel, eine maximale Erderwärmung von 1,5 Grad nicht zu überschreiten, um den Klimawandel eindämmen zu können, haben wir im Grunde schon verfehlt. Viele Forscher:innen äußern deshalb eher düstere Aussichten für die Zukunft.

Europaschutzgebiet Wiegensee | © Montafon Tourismus GmbH, Schruns

Doch zurück zur Ausgangsfrage, was bedeutet das alles und was können wir tun?

In unserem Büro gibt es eine Vielzahl von Büchern zu diesem Thema, doch auch diese haben wir bisher eher angeguckt, als durchgelesen. Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt, mal genauer nachzusehen. Starten wir mit der Buchreihe "Erklär's mir, als wäre ich 5” zum Thema Klimawandel. Hier sollten wir doch eine einfache Erklärung finden. Gesagt, getan: 

Hier lesen wir zunächst, dass sich unser Klima vom täglichen Wetter unterscheidet. Wetter, so heißt es, bezieht sich auf den Zustand der Atmosphäre zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort. Es beschreibt also den momentanen Zustand, wie z.B. dass es regnet, schneit, die Sonne scheint, oder dass es morgen 18 Grad werden.

Der Begriff Klima hingegen, bezieht sich immer auf einen Beobachtungszeitraum von mindestens 30 Jahren. Der Begriff Klimawandel ist zunächst neutral und bezeichnet den Wandel des Klimas auf der Erde, der seit jeher stattfindet und sowohl Erwärmung als auch Abkühlung bedeuten kann. Erst als wir erkannten, dass unsere moderne Lebensweise den natürlichen Klimawandel beeinflusst und die Atmosphäre aufheizt, bekam der Ausdruck eine negative Konnotation (Erklärs mir, als wäre ich 5 | Klimawandel. Das Buch rund um Umwelt, Natur, Nachhaltigkeit und unsere Zukunft - Petra Cnyrim, 2022).

Immer dieser Klimawandel Impression #1 | © Montafon Tourismus GmbH - Andreas Haller

Aber was genau ist die Ursache für den Klimawandel?

Das ist schon mal eine gute Basis, aber was ist denn jetzt die Ursache für diese inzwischen "negative Konnotation"? Wir öffnen ein anderes Buch, diesmal “Machste dreckig, machste sauber - Die Klimalösung”.

Hier erfahren wir, dass die globale Lufttemperatur seit Beginn der Industrialisierung vor etwa 200 Jahren um mehr als 1 °C gestiegen ist. Hauptursache ist die erhöhte Konzentration von Treibhausgasen wie CO2, Methan (CH4) und Lachgas (N2O) in der Atmosphäre. Diese Gase, zusammen mit Wasserdampf (H2O), kommen natürlicherweise in der Erdatmosphäre vor und besitzen die Fähigkeit, Wärmestrahlung zu absorbieren und wieder abzugeben. Ein Teil der Sonnenstrahlung wird von der Erdoberfläche als Wärmeenergie abgegeben. Treibhausgase verhindern deren direkten Austritt ins Weltall. Dieser natürliche Treibhauseffekt ermöglicht ein angenehmes Klima auf der Erde. Ohne ihn wäre die Erde fast vollständig mit Eis bedeckt - auch doof!

Menschliche Aktivitäten wie die Verbrennung fossiler Brennstoffe, Abholzung und Nutztierhaltung erhöhen jedoch die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre, verstärken den natürlichen Treibhauseffekt und führen so zu einem globalen Temperaturanstieg. Es ist also wissenschaftlich belegt, dass dieser Anstieg auf menschliches Handeln zurückzuführen ist (Machste dreckig, machste sauber - Die Klimalösung | David Nelles, Christian Serrer, 2021). 

Es liegt an uns!

Das wäre also geklärt. Es liegt (zu einem sehr großen Teil) an uns. Wir müssen uns mit den regionalen und wirtschaftlichen Auswirkungen auseinandersetzen. Ein weiterer Temperaturanstieg in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ist unvermeidbar, aber wir haben die Chance, ihn zu verlangsamen. Im Alpenraum, der besonders sensibel auf Klimaänderungen reagiert und wo die Temperatur seit 1850 bereits um etwa 1,8 °C gestiegen ist, wird bis zur Mitte des Jahrhunderts ein weiterer Anstieg um 1 bis 2 °C erwartet. Langfristig könnten die Temperaturen je nach menschlichem Verhalten sogar um bis zu 6 oder 7 °C steigen (Klimaschutzbericht 2022, Umweltbundesamt GmbH, Wien 2022). Was das für unser eigentlich angenehmes und kühles Klima bedeuten würde, müssen wir hier wohl nicht erklären. 

Der Klimawandel ist somit natürlich, aber auch traurigerweise, auch im Montafon breits deutlich spürbar und hinterlässt seine Spuren im heimischen Tourismus, wie auch in der Landwirtschaft und der Gesundheit verschiedener Bevölkerungsgruppen. Umso wichtiger ist es, nicht nur Handlungen zum Klimaschutz, sondern auch zur Anpassung an die sich verändernden klimatischen und landschaftlichen Bedingungen in Gang zu treten.

Von Herausforderungen, Chancen und Veränderungen

Wir sehen die Herausforderungen, aber auch die Chancen für Veränderungen. Es ist schön zu sehen, dass bereits jetzt viele Menschen und Institutionen im Montafon ihr Möglichstes dazu beitragen, die menschenbedingten Ursachen des Klimawandels zu reduzieren und Vorkehrungen zu treffen, um sich bestmöglich an das Klima von morgen anzupassen. Auf diesem Weg freuen wir uns z.B. über Projekte wie die Mission Zero im Silbertal, eine Initiative der Gemeinde Silbertal, die CO2 Emissionen im Ort zu senken, oder das MARAY Festival am Golm, bei dem das Thema Klimawandel auf verschiedenen Wanderungen, Führungen und Vorträgen thematisiert wird.

Doch, wenn wir schon über Anpassungen und Maßnahmen reden, für was ist unsere Region eigentlich besonders anfällig, vor allem wenn wir nicht aktiv gegen den Klimawandel vorgehen? Da wären…

  • Veränderte Schneeverhältnisse
    • Die Schneesicherheit ist für unsere Region und ganz Vorarlberg ein entscheidender wirtschaftlicher Faktor. In den letzten Jahrzehnten hat der Westen Österreichs einen deutlichen Rückgang der Schneehöhe sowie der Dauer geschlossener Schneedecken erlebt. Dies stellt den Tourismus vor Herausforderungen:
      • Kürzere und mildere Winter führen zu geringeren Schneemengen, aber auch zu verschobenen und teilweise kürzeren Saisonzeiten. Die Sicherstellung des Skibetriebs bis zu den Weihnachtsferien wird schwieriger, und die Ski-Saison könnte früher enden.
      • Ohne wirksame Klimaschutzmaßnahmen wird es für Skigebiete in tiefen bis mittleren Lagen spätestens ab Mitte des Jahrhunderts schwierig, Schneesicherheit zu garantieren. Moderne Beschneiungssysteme könnten zwar Abhilfe schaffen, sind jedoch mit erheblichen Kosten verbunden.
  • Weniger jährliche Frosttage
    • Frosttage sind Tage, an denen die niedrigste Temperatur des Tages unter 0 Grad Celsius liegt. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen prognostizieren, dass die Anzahl dieser Frosttage deutlich abnehmen wird.
  • Häufigere Extremwetterereignisse
    • Ereignisse wie Starkregen werden zunehmen. So kann es vermehrt zu Hochwassern, Murenabgängen oder anderen Hangbewegungen wie Lawinenabgängen oder Steinschlag führen.
    • Das Montafon verfügt über sehr gute Sicherhietsvorkehrungen. Trotzdem lassen sich Zwischenfälle wie der Murenabgang, auf die Silvretta Hochalpenstraße im August 2024 nicht verhindern und zeigen, welche Auswirkungen solche Ereignisse auf den Tourismus haben können. 
  • Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt 
    • Verschiebungen von Lebensräumen/Vegetationszonen werden zu einer Veränderung der Artenvielfalt und einem Artenverlust führen. 
    • In diesem Zusammenhang spielt besonders die Erhaltung des Schutzwaldes im Montafon eine zentrale Rolle.
  • Schmelzende Gletscher
    • Mit dem Temperaturanstieg ist auch der Rückgang der vereisten Flächen auf der Erde verbunden. In Vorarlberg ist der Rückgang des „ewigen Eises“ bereits Wirklichkeit. 
    • Die Gletscher im Montafon sind - genauso wie die meisten Gletscher in Österreich - in wenigen Jahrzehnten nicht mehr vorhanden.
  • Das Tauen von Permafrost
    • Durch das Tauen von Permafrost in hochalpinen Regionen wie der Silvretta ist mit einem erhöhten Sicherheitsrisiko durch Steinschlag bzw. Felssturz zu rechnen.
  • Hitzeperioden und Wettersicherheit
    • Während des Sommers ist mit häufigeren und längeren Schönwetterperioden bzw. niederschlagslosen Perioden zu rechnen. Das begünstigt die Planbarkeit von Touren im Sommer und die Wassertemperaturen von Seen und Flüssen steigen. Angenehmere Temperaturen zum Baden sind die Folge. Durchgehend heiße Temperaturen können jedoch auch gefährlich sein - pass auf Dich auf!

Mehr dazu erfährst Du unter www.klimawandelanpassung.at.

Piz Buin Besteigung | © Montafon Tourismus GmbH, Christiane Setz & Moritz Müller

Klimawandelanpassungen im Montafon

Ein globales Problem regional zu betrachten ist nicht immer leicht, aber in diesem Falle sehr wichtig. Die oben genannten Themen sind bereits regional spür- und erlebbar, nicht immer im positiven Sinne. Sehen wir unser Zutun einfach als Teil eines Puzzles, das nur als Ganzes funktionieren kann. Veränderungen bringen immer Chancen und Risiken mit sich. So beobachten wir schon seit vielen Jahren den Trend hin zum Ganzjahrestourismus, denn dieser bietet eine große Chance, den Tourismus zeitlich über das gesamte Jahr zu verteilen und Veränderungen bei klimatisch bedingten Saisonverschiebungen abzudämpfen. Ein Grund, wieso dieser Trend, auch als erklärtes Ziel im Tourismusleitbild Montafon niedergeschrieben ist. 

Neben dem Ausbau eines nachhaltigeren, ganzjährigen Qualitätstourismus sehen wir in der Region große Chancen im Thema der erneuerbaren Energie und der Anpassung, bzw. Optimierung öffentlicher Mobilitätsangebote. Beide haben das Potenzial, den Tourismus in der Region zukunftsfit zu gestalten. Auch seitens der Bergbahnen im Tal wird bereits viel unterommen und in die Zukunft investiert. 

Um den Herausforderungen des Klimawandels besser und vorbereitet begegnen zu können und die Chancen bestmöglich zu nutzen, hat die Region Montafon, also die Gemeinden im Montafon, folgende Ziele und Maßnahmen festgelegt und diese in zwei Leitziele unterteilt:

Reduzierung klimaschädlicher Emissionen

  • Verringerung von Emissionen in Bereichen wie Bau, Energie, Verkehr, Wirtschaft, Tourismus und Landwirtschaft.
  • Nutzung vorhandener Kompetenzen und Infrastrukturen, z.B. Wasserversorgung, für erneuerbare Energie.
  • Erstellung eines Energieplans und Etablierung des Montafons als Modellregion für erneuerbare Energie.
  • Förderung und Vorschreibung der Nutzung erneuerbarer Energien.
  • Nutzung von Ökokonten und CO2-Bilanzen für Transparenz und Anreize zur Verhaltensänderung.
  • Schrittweise Optimierung des Energieverbrauchs im Baubestand.
  • Nutzung bestehender Programme und Unterstützungsangebote wie e5-Region und KEM-Region.
  • Minimierung des Verkehrsaufkommens durch regionale Abstimmung und Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
  • Förderung regionaler Produktions- und Konsumketten.
  • Einbindung der Bevölkerung und Bewusstseinsbildung.

Anpassung an klimawandelbedingte Veränderungen

  • Erarbeitung eines regionalen Aktionsplans zur Klimaanpassung, möglicherweise Bewerbung als KLAR-Region.
  • Einhaltung von Gefahren- und Schutzzonen wegen zu erwartender Extremwetterereignisse.
  • Anpassung der Baumzusammensetzung in Wäldern an veränderte Klimaverhältnisse zur Erhaltung der Schutzfunktion.
  • Erhalt und Prüfung von Erweiterungsmöglichkeiten für Retentionsräume.
  • Begrenzung der Versiegelung und Verbesserung natürlicher Versickerungsmöglichkeiten.

Die Leitsätze und Ziele des Montafons im Kontext der Klimakrise zielen darauf ab, die Region sowohl ökologisch nachhaltig als auch widerstandsfähig gegenüber klimatischen Veränderungen zu gestalten. Dies beinhaltet die Reduzierung von Emissionen, Förderung erneuerbarer Energien, Optimierung der Infrastruktur sowie Maßnahmen zur Anpassung an Extremwetterereignisse und Naturgefahren. Durch die Einbindung der Bevölkerung und die Nutzung regionaler Ressourcen soll das Montafon eine Vorreiterrolle im Klimaschutz und in der Klimaanpassung einnehmen.

Soweit so gut, was kannst Du jetzt tun, um uns im Montafon, aber auch global geltende Klimaziele zu unterstützen? 

Nun zuerst laden wir natürlich alle Bewohner:innen, Gäste und Unternehmen des Montafon ein, sich aktiv an Klimaschutzmaßnahmen zu beteiligen und sich zu informieren, um unser aller Bewusstsein zu schärfen, denn gemeinsam können wir die Herausforderungen des Klimawandels meistern und unsere Lebensräume für kommende Generationen bewahren.
Und dann legen wir Dir z.B. ans Herz, Dein Auto öfter stehen zu lassen, zu Fuß zu gehen, das Rad zu nehmen und auf den öffentlichen Verkehr zurückzugreifen. Vielleicht fängst Du auch an oder machst damit weiter, Deinen Haushaltsmüll zu reduzieren und die ein oder andere Dusche zu verkürzen, um Wasser zu sparen. Vielleicht braucht Dein Garten im Sommer gar nicht jeden Tag eine ausgiebige Bewässerung und hey, unser Leitungswasser ist so super, da muss man nicht mal Wasserflaschen kaufen und kann sich ganz bequem zu Hause am Wasserhahn bedienen. Schont übrigens die Umwelt und das Portemonnaie.

Als begeisterte Bergsportler und -sportlerinnen können wir auch die Begeisterung für neues und gutes Material nachvollziehen, aber vielleicht braucht es ja gar nicht jeden Winter ein paar neue Ski oder immer das neueste Outfit. Wer Qualität kauft, hat länger Spaß daran! Und falls Du doch jedes Jahr etwas Neues “brauchst”, verkaufe Dein aussortieres Equipment oder spende es für einen guten Zweck. Genauso ziehst Du vielleicht gebrauchtes Equipment für Dich selbst oder Deine Kinder in Betracht, bevor Du etwas Neues kaufst. So fördern wir alle das wunderbare Thema der Kreislaufwirtschaft (das zu erklären, hat jetzt hier keinen Platz mehr) und sparen wertvolle Ressourcen. 

Gleich selber anpacken kannst Du zum Beispiel bei den CleanUp Days im September und weiter informieren, kannst Du Dich beim MARAY Festival im August. Beides findet jährlich statt, Du hast also immer wieder die Chance!

Wenn Du hier angelangt bist, hast Du Dir eine Auszeit in den Bergen redlich verdient!

Danke für Deine Aufmerksamkeit!

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