Ich konnte es kaum glauben, dass ich als Erster die Ziellinie überquert hatte

Viele Leute kennen mich natürlich vom Winter, denn Skibergsteigen ist ja meine eigentliche Sportart. Natürlich bin ich aber auch im Sommer, meiner Vorbereitungszeit bei verschiedenen Wettkämpfen mit dabei. Dieses Jahr war ich auch erstmals beim Montafon Totale Trail mit von der Partie. Es war eine recht kurzfristige Entscheidung, dass ich dabei sogar auf der 33-Kilometer-Strecke an den Start ging. Ich wollte die Strecke mit einem Freund bewältigen, um ihm ein wenig Gesellschaft auf der Strecke zu leisten. Es kam dann aber alles anders.

Der Start erfolgte um 07:00 Uhr in Schruns, ich kannte den ersten Streckenabschnitt in Schruns leider nicht, dennoch reihte ich mich nach dem Start gleich ganz vorne ein. Ich fühlte mich gut und meine Beine fühlten sich leicht an. Dennoch wusste ich nicht, ob ich das Tempo mitlaufen soll oder nicht. Ich blieb aber weiterhin hinter dem Führenden Eric Leidenfrost und merkte wenig später, dass mir das Tempo fast zu langsam wurde. Wir mussten immer wieder den ein oder anderen Weidezaun öffnen, kurz vor dem Maisäß Lifinar überholte ich Eric, als er Probleme hatte beim Öffnen eines Zaunes.

Ich ging gleich einen schnelleren Schritt und bemerkte nach kurzer Zeit, dass hinter mir niemand mehr kommt. Richtung Kapell ging ich ein wirklich schnelles Tempo und konnte dort Meter um Meter herauslaufen. Doch das Tempo wurde langsamer als ich unter der Wormser Hütte mit den Schneefeldern zu kämpfen hatte. *lach* Es war wirklich schwer dort Stapfen in den Schnee zu machen und vorwärts zu kommen. Es wurde aber Richtung Kreuzjoch immer schlimmer und schlimmer! Der Schnee wurde tiefer und weicher, das Laufen dadurch natürlich anstrengender.

Vom Kreuzjoch durchs Grasjoch war noch eine geschlossene Schneedecke, hätte ich nur meine Ski mitgenommen... Nein, Spaß. Es war wirklich super, im Schnee konnte man mit richtig viel Speed laufen. Doch bei der nächsten Labestation bei der Grasjochhütte musste ich meine Schuhe binden, da diese im Schnee komplett nass und locker wurden. Richtung Scheimers und weiter Richtung St. Gallenkirch konzentrierte ich mich auf dem schmalen und abschüssigen Weg, um nicht zu stolpern. Kurzzeitig rutschte ich allerdings aus, bis auf ein paar Kratzer blieb ich aber verschont. Der Abstieg vom Scheimersch war einfach nur lang und viel zu steil, ich nutzte die 40 Minuten im Downhill, um mich zu verpflegen und um neue Kraft für die nächsten Höhenmeter zu sammeln. In St. Gallenkirch, meiner Heimatgemeinde, warteten dann bereits meine Eltern mit frischen Getränken und Gel. Ich bevorzuge bei langen Wettkämpfen meine eigenen Produkte, da mein Magen sehr empfindlich ist und ich bei anderen Produkten nie weiß, ob diese auch wirklich im Magen bleiben... Natürlich wären auch die Labestationen des Veranstalters mit allem Möglichem zur Verfügung gestanden.

Dann hieß es: erneut bergauf. 2000 Höhenmeter im Anstieg und 1800 Höhenmeter im Abstieg hatte ich ja bereits hinter mir. Auf den Waldwegen Richtung Garfrescha stolperte ich dann so vor mich hin. Ich musste zuerst wieder einen Rhythmus finden. Die drückende schwüle Luft machte mir allerdings zu schaffen und wo meine Gegner waren, wusste ich leider immer noch nicht. Das letzte Mal hatte ich die anderen Athleten ja von der Wormser Hütte aus gesehen.
Meinen Tiefpunkt des Wettkampfs hatte ich dann, als ich bereits auf Garfrescha war. Das Laufen in einem schnellen Schritt fiel mir bereits schwer, kurzzeitig musste ich stehen bleiben, da ich in einem kurzen Zeitraum zu viel getrunken hatte. 

Auf der flacheren Passage Richtung Madrisella Talstation konnte ich dann allerdings wieder Gas geben. Ich wusste allerdings, was noch auf mich zukommen wird, nicht mehr viel Wegstrecke, doch noch der ein oder andere Höhenmeter! Auf den letzten Metern ging es über eine sehr steile Forststraße nach oben, das Ziel konnte ich bereits sehen. Ich blickte einige Male zurück. Es war allerdings kein Verfolger zu sehen. Es ging nochmals über rutschige Schneefelder, steile Grashügel und unbefestigte Wege nach oben. Ins Ziel ging es dann leicht abwärts. Dort feuerten mich die Zuschauer nochmals kräftig an. Ich konnte es kaum glauben, dass ich wirklich als Erster die Ziellinie überquert hatte! Ich war einfach nur froh, endlich im Ziel zu stehen, denn meine Beine taten nur weh. ?

Dennoch war es eine schöne Erfahrung, bei einem solchen Event in der Heimat mit dabei zu sein.

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