„Dem Brauchtum verbunden.“

„Der alte Bruuch darf net verlora go.“, dachte sich Walter Zudrell vor 45 Jahren, als ihm auffiel, dass in seiner Heimatgemeinde Silbertal sowie in Schruns am längsten Tag des Jahres keine Sonnwendfeuer mehr entzündet wurden. Dabei sind die "Sonnwendfeuer" oder "Johannisfeuer" seit dem hohen Mittelalter nachzuweisen. Die Feuer sollen der Überlieferung nach einerseits Dämonen, Krankheiten, Missernten und Hagel abwehren, andererseits aber auch Wachstum und Fruchtbarkeit auf Wiesen und Feldern „anfeuern“. 

 

Walter bringt die Lobspitze wieder zum strahlen

Also machte es sich Walter zur Aufgabe, die Sonnwende wieder mit Feuerstellen inmitten der Montafoner Bergwelt zu feiern. Einige Jahre später gründete er den Verein „Bergfreunde Silbertal“, der sich unter anderem der Brauchtumspflege verschrieb. Im Jahr darauf erreichte Walter sein Ziel, dass die Silbertaler Lobspitze dem Grat entlang bis zum Fellimännle wieder im eindrucksvollen Lichtschein erstrahlte. 

Die Feuer im gesamten Montafon werden am selben Tag entzündet

„Ein weiteres großes Anliegen war mir, dass die Feuer im gesamten Montafon am selben Tag entzündet werden – nämlich an jenem Samstag, der der eigentlichen Sonnwende am nächsten liegt, wenn die Sonne zwischen dem 21. und 24. Juni ihren höchsten Stand auf der Nordhalbkugel erreicht.“, zeigt sich der 62-jährige stolz, dass dies im Montafon mittlerweile selbstverständlich ist. „Ich versuche besonders junge Montafoner für dieses Brauchtum zu gewinnen. Jeder, der mitmachen möchte, bekommt das notwendige Material von mir bis zur Haustüre geliefert.“, erklärt „Felsa Walter“, wie er von vielen genannt wird. 

Wachskerzen sorgen heute für imposante Feuer

Im Hinblick auf das Material hat sich in den letzten Jahren viel getan. Mussten früher viele Kilo Holz auf dem Rücken auf die Berggipfel und Grate getragen werden, garantieren heute Wachskerzen imposante Feuer, die mehrere Stunden brennen. Entwickelt wurden diese vom Montafoner Günter Fleisch, der diese aus den Altwachsbeständen von Firmen und Privatpersonen herstellt.

„Unser größter Feind sind Nebel und Schlechtwetter. Mir standen so manches Mal schon die Tränen in den Augen, wenn wir für die Feuer bereit waren und kurz vor dem Entzünden dichter Nebel oder ein Unwetter aufzog.“, berichtet Walter von den schwierigen Bedingungen. „Die Organisation und Vorbereitungen im Vorfeld nehmen viel Zeit in Anspruch. Am Tag der Sonnwendfeuer steigen wir bereits am frühen Nachmittag auf, um alles für die Feuer bei Einbruch der Dunkelheit vorzubereiten.“, schildert Walter den Arbeitsaufwand. 

Die Berge & die Freunde

Besonders freut ihn, wenn wie dieses Jahr neue Feuerstellen wie an der Vorderkapellalpe oder am Mittagsjoch entzündet werden.
Wie lange er den Sonnwendfeuern wohl noch treu bleibt?
„Solange ich gesund bleibe und auf die Berge steigen kann, mache ich es von Herzen gerne. Es gibt nichts Schöneres für mich.“

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