Mitarbeiter im Fokus
Perspektive Tourismus
Wohi gôt's
"Echt Muntafu" Ausgabe 02 / 2019
Der Tourismus boomt, parallel dazu steigt auch die Anzahl der Arbeitsplätze.
Um wieder mehr Fachkräfte sowie junge Menschen für die Branche zu begeistern, ist es wichtig, auf ihre Bedürfnisse einzugehen und neue Wege einzuschlagen. Denn die Betriebe müssen sich nicht nur um die Gäste bemühen, sondern auch um die Mitarbeiter.
Was braucht der Tourismus, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein? Darüber diskutieren Amrei Wittwer, Hotelkauffrau im Hotel Felbermayer in Gaschurn, Andreas Zudrell vom Hotel Fernblick in Bartholomäberg und Harald Furtner, Geschäftsführer der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Vorarlberg.
Das Interview
mit Harald Furtner, Andreas Zudrell und Amrei Wittwer
Die Wintersaison steht bevor. Viele Tourismusbetriebe in Vorarlberg sind noch auf der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, um Interesse an der Tourismusbranche zu wecken?
Amrei: Ich glaube, dass die Arbeitszeiten und die ständige Verfügbarkeit viele, insbesondere junge Menschen, abschrecken. Außerdem ist es für einige ein Problem dann zu arbeiten, wenn andere frei haben.
Andreas: Die Planbarkeit fehlt einfach. Wenn die Mitarbeiter wissen, wann sie arbeiten, ist das kein Problem. Und natürlich ist es wichtig, dass die Arbeitszeiten auch eingehalten werden. Da wird sich in Zukunft einiges ändern müssen, auch dem Gast sollte das bewusst gemacht werden.
Harald: Ich stimme Andreas zu. Planbarkeit und geregelte Arbeitszeiten sind gerade für junge Mitarbeiter ein Muss. Der „Arbeitsplatz Tourismus“ muss daher weiterentwickelt und in seiner Qualität wieder gesteigert werden. Die Qualität der Dienstleistung ist einer der entscheidenden Angebotsfaktoren im Vorarlberger Tourismus und diese erbringen zu einem Großteil unsere Mitarbeiter.
Das Arbeiten im Vorarlberger Tourismus soll sich zu einer Marke entwickeln. Wie wird dieses Ziel erreicht?
Harald: Wir müssen uns in Zukunft, was den Arbeits-, Freizeit- und Lebensraum unserer Mitarbeiter betrifft, wieder verstärkt von anderen Regionen im Alpenraum abheben. Denn der Arbeitsmarkt wird immer dünner und wir müs- sen es schaffen, die besten Mitarbeiter für uns zu gewinnen und sie dann auch in unseren Betrieben und der Region zu halten. Der touristische Arbeitsplatz ist im gesamten Alpenraum austauschbar. Darum möchten wir gemeinsam mit den Destinationen das Arbeiten im Vorarlberger Tourismus zu einer Marke entwickeln. Und insbesondere das Montafon hat erkannt, dass nicht nur die Betriebe darauf achten müssen, dass es den Mitarbeitern gut geht. Wichtig ist, dass sich die Mitarbeiter auch außerhalb ihres Arbeitsplatzes wohlfühlen und in der Region eingebettet und willkommen sind.
Das Montafon ist eine der wenigen Regionen, die in Zukunft nicht nur seine Gäste betreut, sondern auch für seine Mitarbeiter Service- und Anlaufstellen bietet (Hinweis: Willkommenspaket für Mitarbeitende im Tourismus). Mitarbeiter gleich wie Gäste zu empfangen und sie am Ende der Saison wieder zu verabschieden, wird hier im Tal gelebt und zeigt die Wertschätzung, die den Mitarbeitern entgegengebracht wird. Die Starcard ist ein weiteres Angebot für touristische Arbeitskräfte, mit der sie ein Bündel von attraktiven Leistungen und Angeboten kostenlos oder stark vergünstigt in Anspruch nehmen können.
Was kann das Montafon tun, um als Region bei den Bewerbern zu punkten?
Amrei: Jeder sollte eine Karte zum Skifahren oder zum Wandern im Montafon bekommen. Mitarbeiter, die über eine Karte verfügen, erkunden auch den Ort. Das hat den Vorteil, dass die Mitarbeiter ihre Freizeittipps an den Gast weitergeben können.
Harald: Das war auch die Grundidee der Starcard. Touristische Angebote, die den Gästen zur Verfügung stehen, auch den Mitarbeitern zugänglich zu machen. Ein feines Abendessen zu zweit, Skifahren im Winter oder ein Kinobesuch zum Kindertarif sind Beispiele für Leistungen, die die Starcard bietet. Wenn es gelingt, dass gerade Saisonmitarbeiter, die von außerhalb kommen, sich mit den Menschen und den Besonderheiten des Tales identifizieren können, sie ein Stück weit zu „Montafonern“ werden, dann werden sie wiederkommen. Wir stellen fest, dass gerade das Montafon sehr bemüht ist, diese Ideen umzusetzen. Der Start des Projektes „Willkommenskultur für Mitarbeitende im Tourismus“ ist beispielgebend.
Wie gelingt es, auch wieder mehr Einheimische und Jungendliche für den Tourismus zu begeistern? Andreas: Unsere Mitarbeiter brauchen Qualität, Sicherheit und eine Perspektive. Es gibt gute Ansätze, um auch junge Menschen auszubilden. Zum Beispiel finde ich die GASCHT sensationell und ich bekomme auch von den Jugendlichen ein sehr gutes Feedback. Wir müssen die Jugendlichen begeistern. Diese Botschaft sollte an Unternehmen, Gäste sowie junge Menschen vermittelt werden. Wenn wir das schaffen, machen wir einen großen Schritt nach vorne.
Harald: Genau. Wir sind, was die Sensibilisierung und vor allem die Wertehaltung der Arbeitgeber betrifft, anderen Destinationen voraus. Die Lehre ist richtig und wichtig, aber mit der GASCHT haben wir eine neue innovative schulische Form der dualen Ausbildung geschaffen, die ein ganz anderes Klientel an Jugendlichen an- spricht und mit der wir wieder mehr junge Menschen für unsere Branche begeistern können, ohne die Lehre zu konkurrieren. Die Lehre als klassische duale Ausbildungsform ist unverzichtbar, aber eine Imagesteigerung täte ihr gut. Sonst werden wir den Wettbewerb zwischen Lehre und Schule in den Köpfen der Eltern nicht mehr gewinnen.
Andreas: Ein entscheidender Punkt. Wir müssen die Eltern, die gesamte Bevölkerung vom Tourismus überzeugen. Die Wertschätzung gegenüber den touristischen Mitarbeitern gilt es zu steigern – auch seitens der Gäste. Das sind Fachkräfte, die eine Top-Leistung erbringen.
Warum ist die Ausbildung ein Kernanliegen der Tourismusstrategie?
Harald: Wenn wir das Bemühen aufgeben, wieder mehr junge Menschen für unsere Branche zu gewinnen, geben wir unseren Qualitätstourismus auf. Aber das setzt voraus, dass wir wie- der spannend und attraktiv für unsere Jugend werden und ihnen wieder Perspektiven in der Branche bieten. Die GASCHT ist so ein junges Start-up-Unternehmen im Bildungsbereich und ich glaube, dass diese Schule auch große Vorbildwirkung für andere Branchen haben wird.
Andreas: Es gefällt mir sehr gut, dass die GASCHT-Schüler eine Schnupperwoche und zwei Praktika absolvieren. So bekommen die Jugendlichen Einblicke in den Betrieb sowie in den Alltag. Und die Ausbildner wissen wiederum, wie sie die Schüler abholen können.
Wird es in Zukunft auch Weiterbildungsmöglichkeiten geben?
Harald: Ja. Es müssen im Tourismus neben beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten auch Bildungskarrieren möglich sein. Die GASCHT- Matura wird der nächste Baustein sein und an einer GASCHT-Hochschule bzw. Universitätslehrgängen wird gearbeitet. Auch in die Erwachsenenbildung müssen wir wieder mehr investieren.
Du hast gerade deine Lehre als Hotelkauffrau abgeschlossen. Was nimmst du aus dieser Zeit mit?
Amrei: Die drei Jahre waren sehr intensiv und ich habe wirklich viel gelernt. Richtig telefonieren, auf die Menschen zugehen usw. – das braucht schon seine Zeit, bis man diese Dinge lernt. Ich freue mich darüber, dass ich die Lehre erfolgreich abgeschlossen habe.
Willkommenspaket für Mitarbeitende im Tourismus
Mitarbeitende, die sich willkommen fühlen und die Region als einen Ort der Wertschätzung erleben – das ist das Ziel des Projekts „Wilkommenskultur für Mitarbeitende im Tourismus“, das von Montafon Tourismus, der Alpenregion Vorarlberg und der Wirtschaftskammer Vorarlberg umgesetzt wird. „Genauso herzlich wie unsere Gäste begrüßen wir künftig auch Mitarbeitende im Tourismus“, erzählt Manuel Bitschnau, Geschäftsführer Montafon Tourismus.
Nach langer und intensiver Vorbereitung ist es endlich so weit: Ab Dezember soll das Willkommenspaket den beruflichen Einstieg für Mitarbeitende im Tourismus erleichtern – das Maßnahmenpaket bietet eine Vielfalt an unterschiedlichen Leistungen:
In Bludenz und im Montafon werden Willkommenstreffs für langjährige Mitarbeiter sowie für neue Saisonkräfte stattfinden. Darüber hinaus erhalten alle Tourismusmitarbeiter vom Arbeitgeber eine Willkommensbox mit Informationen und Hinweisen zur Region sowie der Starcard.
Die Betriebe können die Boxen über Montafon Tourismus gratis beziehen.
Die Willkommenstreffs fanden am 19.12.2019 von 14:00-19:00 Uhr im LIMO in St. Gallenkirch und am 16.01.2020 von 14:00-19:00 Uhr in der Alten Talstation in Gaschurn statt.
Fremdsprachige Tourismusarbeitende, die ihre Deutschkenntnisse vertiefen möchten, haben ab Jänner 2020 die Möglichkeit, Sprachkurse zu besuchen. Zusätzlich gehen noch Webinare zu wichtigen Fragen online. Damit die Mitarbeitenden auch die Region und ihre touristischen Ausflugsziele kennenlernen, werden Exkursionen angeboten.
Die Sprachkurse fanden am 20.01.2020, 27.01.2020, 03.02.2020 jeweils von 15:00-16:30 Uhr statt. Die Kurse waren kostenlos.
Anmelden kannst Du Dich per E-Mail: mitarbeiterservice@montafon.at
Vergleichbar mit einem Tourismusbüro für Gäste sind die Servicestellen für Mitarbeitende. Touristische Fachkräfte erhalten wertvolle Informationen wie zum Beispiel zur ärztlichen Versorgung, zur Ummeldung eines Autos oder zur Kinderbetreuung. Auch im Montafon wurde eine Servicestelle für Mitarbeitende geschaffen.
Kontaktstelle für Mitarbeitende: mitarbeiterservice@montafon.at
Auf tourismusjobs.at finden Mitarbeitende alle wichtigen regionalen Kontakte sowie häufig gestellte Fragen. Zudem bietet die Plattform die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Die Nutzer können ihr regionales Wissen sowie ihr Wissen rund um Dialektausdrücke erweitern. Beim Online-Quiz erfahren Mitarbeitende Spannendes zu Kultur, Traditionen oder Freizeitgestaltung und können tolle Preise gewinnen.
Das Montafon auf dem richtigen Weg
Umweltfreundlicher Tourismus
Rund um den Erdball ist Umweltschutz in aller Munde, so auch in der Tourismusregion Montafon.
Doch wo ist das Tal bereits pionierhaft unterwegs? Und welche mutigen, eigenwilligen Ideen haben sich zugunsten der Umwelt bereits durchgesetzt? "Echt Muntafu" zeigt im Folgenden Beispiele mit Signalwirkung.
Naturwärme:
Die "fast" klimaneutrale Heizung
Das Biomasse-Heizkraftwerk "Naturwärme Montafon" in Schruns liefert umweltverträgliche Energie für unser Tal. An die 270 Gebäude sind an das Netz angeschlossen, darunter zahlreiche Toursimusbetriebe. Neue Projekte in der Hotellerie setzen fast ausnahmslos auf Naturwärme, berichtet Geschäftsführer Georg Stampfer, "aktuell zum Beispiel das TUI Blue in Tschagguns." Bei Heizungssanierungen ist das nahezu CO2 -neutrale Heizsystem ebenfalls die erste Wahl. "Denn die Wärme - übrigens zu einem Gutteil aus Montafoner Holz - kommt direkt ist Haus. Heizraum und Gerätewartung fallen weg und man läuft nie mehr Gefahr, dass das Öl ausgeht." Im Biomassewerk filtert modernste Umwelttechnologie Feinstaubpartikel so effizient heraus, dass sich die Luftqualität spürbar gebessert hat. Nicht zuletzt ist die Bewirtschaftung des heimischen Schutzwaldes sehr wichtig, um seine Funktion für die Zukunft zu sichern. Auch in Bartholomäberg sowie in Gaschurn sorgen öffentliche Biomasse-Heizkraftwerke für saubere Energie.
Schon gewusst?
Die Naturwärme Montafon spart dem Tal jährlich rund 1.750.000 Liter Heizöl ein. Das bedeutet eine CO2 -Reduktion von mehr als 8.000 Tonnen.
Die weiße Pracht
Auf Frau Holle ist nicht immer Verlass - deshalb sind Beschneiungsanlagen aus den Skigebieten nicht mehr wegzudenken. So können die rund 44 Pistenkilometer am Golm zu 100 Prozent künstlich beschneit werden. Wie viel Wasser für die Schneeproduktion benötigt wird, hängt vom Naturschnee ab. Im Winter wurden durchschnittlich 180.000 m3 Wasser verbraucht, um ca. 400.000 m3 technischen Schnee zu produzieren - diesem werden keine Zusatzstoffe beigemischt. Grundsätzlich sickert das Wasser bei der Schmelze ab und gelangt so wieder in den natürlichen Wasserkreislauf zurück - es geht nicht verloren. Für das Skigebiet Golm gibt es eine clevere nachhaltige Lösung: In den Hängen wurde ein Drainagesystem installiert. Das Schmelzwasser wird wieder in die Triebwasserführung geleitet und dem Lünerseewerk zugeführt, um Ökostrom zu produzieren. "Der bewusste und sensible Umgang mit der Natur ist uns ein großes Anliegen. Durch das Drainagesystem wird der natürliche Kreislauf wieder geschlossen, " so Gernot Burtscher, Golm Silvretta Lünersee Tourismus.
Schon gewusst?
RUND 500.000 m3 Wasser werden insgesamt wieder zur Energiegewinnung genutzt.
Ein Platz an der Sonne
Die Hüttenkopfbahn, die im Dezember 2012 am Golm in Betrieb ging, war eine Weltneuheit. Denn beim Neubau des Sechser-Sessellifts wurde erstmals eine Photovoltaik-Anlage in das Stationsdesign eingebunden und im Sesselbahnhof integriert. „Die Anlage liefert rund 60.000 kWh Strom pro Jahr“, erläutert Markus Burtscher, der Geschäftsführer von Golm Silvretta Lünersee Tourismus, „das ist etwa ein Drittel des benötigten Bahnstroms pro Wintersaison.“ Zudem erfasst ein Software-Tool sämtliche Energieverbräuche im Skigebiet – von den Liften und der Beschneiungsanlage über die Pistenraupen bis zur Gastronomie – und macht die benötigten Mengen an Wasser, Strom und Treibstoff transparent.
„Durch das Energie-Monitoring erkennen wir, wenn beispielsweise an einer Stelle der Energieverbrauch überhöht ist, und können gegensteuern“, so Burtscher. Golm Silvretta Lünersee Tourismus ist außerdem Teil des Klimaneutralitätsbündnis 2025 und unterstreicht damit den sorgsamen Umgang mit der Umwelt sowie den Ressourcen.
Schon gewusst?
Jeder 3. Sessel der Hüttenkopfbahn fährt mit Sonnenenergie.
Saubere Wasserkraft deckt den Strombedarf am Bewegungsberg Golm.
Zukunft auf Schiene
Geht es nach den Bürgermeistern, Gastgebern und Bergbahnen im Tal, heißt es für die Montafonerbahn künftig erst in Gaschurn „Endstation“. Alle großen Skigebiete vom Golm bis zur Versettla Bahn, wichtige Sommerattraktionen und auch Siedlungsgebiete sollen künftig umstiegsfrei per Bahn erreichbar sein.
Die vom Stand Montafon und Land Vorarlberg in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie bewertete den Bahnausbau grundsätzlich positiv und lieferte wertvolle Erkenntnisse zu Trassenführung, Betriebskonzept und Investitionskosten. Ein erster großer Meilenstein zu einer umfassenden Mobilitätslösung ist erreicht.
Schon gewusst?
Derzeit reisen weniger als 3 Prozent der Montafoner Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln an - im benachbarten Engadin sind es knapp 30 Prozent.
Regionalität, die schmeckt
Wer regional kauft, hilft mit, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt. Großabnehmern kommt diesbezüglich eine besondere Rolle zu. Zum Beispiel war es der Silvretta Montafon schon immer wichtig, mit den heimischen Landwirten eine faire Partnerschaft zu pflegen. „Sowohl die Regionalität als auch die Nachverfolgbarkeit der verwendeten Lebensmittel nimmt bei uns und unseren Gästen einen immer höheren Stellenwert ein“, weiß Kurt Woltsche. Der langjährige Küchenchef der Nova Stoba bezieht deshalb einen Großteil seiner Produkte von heimischen Betrieben: Fleisch und Fleischwaren, die ganze Palette von Milchprodukten, ebenso Honig und Kräuter. Wildfleisch kommt aus der Eigenjagd. Besonders schätzt Woltsche die Innovationskraft der Montafoner Betriebe, die sich den Bedürfnissen der Konsumenten anpassen und neue Produkte kreieren.
Schon gewusst?
Die Nova Stuba bezieht in einer Wintersaison rund 8.000 Liter Frischmilch.