Naturbursch mit Tiefgang

Für Fredi Immler sind als Skilehrer und Hüttenwirt die Berge zur Sucht geworden

Fredi Immler

Skilehrer und Hüttenwirt auf der Heilbronner Hütte

Müsste man einen Skilehrer malen, Fredi Immler käme dem Bild vermutlich in vielen Fällen sehr nahe. Hinter der fröhlichen Fassade steckt ein überzeugter Montafoner mit Tiefgang.

Dass einer wie Fredi Immler voll von Geschichten steckt, wird spätestens beim ersten Händedruck klar. Eine davon erzählt vom Urlaub mit seiner Frau im Burgenland. Als die Wirtin seinen Montafoner Dialekt hörte, wurde sie schlagartig hellhörig. „Seid ihr aus dem Ort, wo der Pfarrer auch Skilehrer ist?“, wollte sie wissen. Ein Thema, bei dem sie mit Fredi Immler an den Richtigen gekommen war. Schließlich leitet er in Gaschurn die drittgrößte Skischule Vorarlbergs und Pfarrer Joe Egle (Seite 30) gehört zu seinen bekanntesten Lehrern.

Nicht nur am umtriebigen Pfarrer liegt es, dass sich Skifahren ungebrochener Beliebtheit erfreut. „Von immer wieder behaupteten Rückgängen kann ich nichts feststellen.“ Das hat für Fredi Immler auch mit dem sehr guten Pistenangebot im Tal zu tun. „Hier brauchen wir keinen Vergleich zu scheuen. Da kann ich mitreden, es gibt kaum ein Skigebiet auf der Welt, wo ich noch nicht war.“

Wenn es darum geht, den Leuten dieses Angebot näher zu bringen, werden seine Skilehrer hoch geschätzt. „Der Kontakt zu den Einheimischen ist für viele Teil des Urlaubs. Das Persönliche, die Nähe – das ist etwas, was die Gäste am Tal lieben.“

Sobald Fredi Immler über „seine“ Montafoner zu reden beginnt, kommt er so richtig in Schwung. Ausgeprägte Charaktere seien seine „Landsleute“. Eigenwillig – im besten Sinn des Wortes. „Ein echter Montafoner hat kein Brett vor dem Kopf. Er ist offen und lebt trotzdem seine Überzeugungen.“ Gut beraten sei man, das Miteinander zu suchen und den Menschen auf Augenhöhe und mit Respekt zu begegnen. „Dann sind wir verlässliche Partner, bei denen ein Handschlag zählt und ein Wort noch was wert ist.“

Im zweiten Leben, sprich im Sommer, ist Immler Hüttenwirt. Und das schon seit 40 Jahren. Damals übernahm er die Heilbronner Hütte. Und kam nicht mehr los. „Auf der Hütte zu leben ist auch nach so langer Zeit etwas sehr Spezielles. Wenn ich aufstehe und die Berge sehe, habe ich immer den selben Gedanken: Hast du ein Glück, dass du hier sein darfst. Es ist wie eine Sucht.“



„Auf der Hütte ist schon so mancher ‚Rucksack’ zurückgelassen worden.“

Fredi Immler

Grandioser Spielplatz

Von Juni bis Oktober ist er jedes Jahr dort. In der Zeit ist die Hütte nicht nur Lebensunterhalt, sondernauch Leidenschaft. Noch dazu eine, die von der Familie mitgetragen wird. „Unsere Kinder sind auf der Heilbronner aufgewachsen und hatten mit der Natur einen grandiosen Spielplatz vor dem Haus.“

Zweimal in der Woche fahre er zum Einkaufen ins Tal. Ansonsten ist er immer oben auf 2.320 Meter Höhe. „Die Gäste suchen und brauchen den Kontakt zum Wirten“, lautet die einfache Begründung. So ist er am Morgen der Erste und versorgte die Leute nicht nur mit Frühstück, sondern auch mit dem Wetterbericht und anderen nützlichen Infos für die Wanderung. Und wenn einer am Abend zu intensiv gesessen ist, dann ist Fredi Immler auch um ein mahnendes Wort nicht verlegen. „Wer in die Berge geht, darf den Respekt nie vergessen“, weiß er aus langjähriger Erfahrung.

Die Faszination „Hütte“ beginnt lange vor Saisonstart. „Meist spüre ich das Kribbeln schon im Frühjahr.“ Dann führe so manche Skitour ganz zufällig an der Heilbronner vorbei. „Ga luaga go“ (schauen gehen), umschreibt Immler die Versuche, das Heimweh nach seiner Hütte abzustreifen.

Sehnsuchtsort Berg

Die Berge, sagt Fredi Immler, seien nicht nur für ihn ein großes Thema. „In Zeiten wie diesen wächst die Sehnsucht nach Einfachheit.“ Die Menschen, auch die Jungen, wollen zurück zum Natürlichen und Ursprünglichen. „Berge sind in“, bringt er es auf den Punkt. Und tun gut. Auf der Hütte sei schon so mancher „Rucksack“ zurückgelassen worden. Da versteht man es auch besser, wenn sich der Wirt zu seinem 40-jährigen Hüttenjubiläum keine Feier wünscht. „Wenn ich in den Bergen sein darf, habe ich das ganze Jahr Jubiläum.“ Eine Aussage, die man dem personifizierten Naturbursch nicht nur wegen seines Äußeren gerne abnimmt. Im Montafon gehen Natur und Mensch eine sehr enge Verbindung ein. Fredi Immler ist das beste Beispiel dafür.
Gauenstein ist das beste Beispiel dafür.