Kinder der Berge
Imelda Dönz und Lukas Kühlechner vermitteln ihre Liebe zum Berg an andere weiter.
Die Berge sind das große Kapital der Montafoner.
Imelda Dönz und Lukas Kühlechner kennen die Wege und Gipfel im Tal wie ihre Westentasche. Und haben auf ihren Touren gelernt, dass Runterkommen nirgendwo so leicht ist wie auf dem Weg nach oben.
Lukas Kühlechner wurden die Berge quasi in die Wiege gelegt. Von seinem Kinderzimmer aus hatte er freien Blick auf die Zimba und die Drei Türme. Die wollte er schnell einmal nicht nur vom Tal aus sehen. Auch nach unzähligen Touren auf der ganzen Welt ist der Gipfel der Zimba bis heute sein Lieblingsplatz geblieben. „Dort zu stehen ist etwas Erhabenes, das mit nichts anderem vergleichbar ist“, sagt der staatlich geprüfte Berg- und Skiführer, der sein Hobby schon früh zum Beruf machte.
Wobei er den Begriff „Führer“ gar nicht so passend findet. „Ich bin nicht nur der, der sich auskennt und vorausläuft. Ich möchte den Leuten lernen zu sehen. Ihnen vermitteln, welchen Schatz wir hier haben.“ Das Montafon sei für ihn eine Herzensangelegenheit. „Wenn meine Gäste nach Hause gehen, dann sollen sie verstanden haben, was wir unter Bodenständigkeit, Naturverbundenheit und Tradition verstehen.“
Imelda Dönz wurde über die erste Hündin zu täglichen Spaziergängen an der frischen Luft „gezwungen“. Aus der Pflicht wurde richtige Leidenschaft. „Die Landschaft, die Natur, die verschiedenen Stimmungen haben mich nicht mehr losgelassen.“ So sei es für die St. Gallenkirchnerin irgendwann fast logisch gewesen, die Ausbildung zur Wanderführerin zu machen. „Zumal mir viel daran liegt, mein Wissen über das Montafon und meine Liebe zum Tal an andere weiterzugeben.“
Natur annehmen
Am Berg, davon sind beide zutiefst überzeugt, „passiert etwas mit den Leuten“. Gerade in unserer schnelllebigen Welt sei es wichtig, sich Zeit zu geben und die Natur anzunehmen. „Kein Programm abspulen, nichts abhaken. Einfach loslassen und runterkommen. Das geht am Berg so gut wie nirgendwo anders“, sagt Imelda. Lukas schlägt in die selbe Kerbe: „Beim Klettern und bei Bergtouren kommst du den Menschen sehr nahe. Es entsteht eine sehr persönliche Bindung zu den Gästen. Da fallen Grenzen“, erinnert er sich an viele „andere, tiefgehende Gespräche. Die Leute gehen aus sich heraus und schenken dir Vertrauen.“ Oberflächlichkeit werde durch Ehrlichkeit ersetzt, „was heutzutage für viele eine ganz besondere Erfahrung ist“.
Die Faszination Berg hat Lukas Kühlechner auch schon weit über das Montafon hinaus gefunden. Er war viel im Ausland unterwegs, am schönsten sei es aber immer noch im Montafon. „Wir haben keine besseren Berge als andere. Aber wir passen gut auf sie auf“, freut er sich darüber, dass es „keine unnötige Kommerzialisierung im Tal gibt“.
Dankbarkeit
Deshalb sei er „einfach nur zufrieden und dankbar, dass ich hier lebe und das tun darf, was ich am liebsten tue“. Dass ihn das auch vom Rummel wegbringe und er darüber meist froh ist, gibt er gerne zu. Am liebsten zieht es ihn schon früh am Morgen nach oben. „Den Sonnenaufgang am Berg zu erleben ist unbeschreiblich.“
Der Hang zur Natur zeigt sich beim zweifachen Familienvater („Ich liebe es, meine zwei Kinder aufwachsen zu sehen“) übrigens nicht nur bei Kletter- und Skitouren. „Ich arbeite gerne mit Holz und renoviere gerade Stück für Stück das alte Haus, in dem wir in Bartholomäberg wohnen.“
Auch bei Imelda Dönz bleibt das Ursprüngliche nicht aufs Wandern beschränkt. Als ihren ganz persönlichen Lieblingsplatz nennt sie „unser Maisäß im Silbertal“. Ganz ohne Strom kann die vierfache „Ahna* mit Leib und Seele“ dort ihre Akkus aufladen und beim Schwemmla (Pilze sammeln) und Beerla (Beeren sammeln) die Muße finden, die einen in den Montafoner Bergen überall auf Schritt und Tritt begleitet.