Wir starten an der Bergstation des Burg Schlepplifts im Skigebiet Silvretta Montafon. Dorthin gelangt man am schnellsten mit der Versettla Bahn oder wie wir mit der Valisera Bahn und der Nova Bahn ab St. Gallenkirch. An der Bergstation angekommen, fahren wir links ab und richten uns nach etwa 50 bis 100 Meter einen Anfellplatz am rechten Pistenrand ein.
Noch ist es hier kalt und schattig, aber die wärmende Sonne ist nur wenige Schritte entfernt. Also verstauen wir auch unsere Jacken im Rucksack. Einen LVS Check später ziehen wir in Richtung der Lawinengalerie auf der rechten Seite los, dann um die „Ecke“, wo die Sonne schon auf uns wartet. Nach ein paar Minuten erreichen wir eine Wechte in der Einsattelung, die je nach Winter mehr oder weniger ausgebildet ist. Ab hier halten wir uns links und überwinden eine längere Steilstufe mit ein paar Spitzkehren. Bei frischem Schnee kommt man auch mal ohne aus. Dabei behalten wir unsere Umgebung gut im Blick, denn nicht selten kann man hier Gämse und Steinböcke in ihrer natürlichen Umgebung beobachten.
Im Anschluss an den Hang sehen wir mehr oder weniger schon den Rest der Strecke bis zum Gipfelkreuz vor uns liegen. Jetzt beginnt die lange Gratwanderung mit traumhafter Aussicht auf die zahllosen Gipfel der Westsilvretta. Der entspannte Weg entlang der Versettla führt uns mal etwas hinauf, dann hinunter (mit Fellen nicht ganz so lustig), wieder hinauf...
Beim letzten Teil des Wegs scheiden sich die Geister: Einige steigen geradeaus und steil zum Kreuz auf (Harscheisen im Frühjahr sinnvoll!). Wir bevorzugen jedoch die etwas längere, aber deutlich einfachere, flache Querung südöstlich unterhalb des Gipfelplateaus.
Oben angekommen gibt es erstmal eine leckere Jause mit Sura Kees Pistenbrot und Bergkräuter Tee. Den Gipfelschnaps lassen wir ehrlich gesagt weg, aber wer ihn mag, darf sich am Kreuz natürlich ein Schlückchen gönnen. Wir nutzen die Pause und inspizieren die verschiedenen Abfahrtsvarianten zwischen denen wir uns entscheiden müssen: nord-westlich ab durch die Mulde (>35 Grad steil), süd-westlich im großen Bogen (super bei Firn, >30 Grad steil) und nördlich die Direttissima durch eine Rinne (>40 Grad steil, verlangt absolut sichere Bedingungen und verzeiht keine Fehler). Alle drei enden mehr oder weniger am Nova Lift im Novatal. Wir sind sie alle schon mehrfach gefahren und natürlich favorisieren wir schon vor Tourbeginn eine Abfahrt, aber manchmal ändern sich die Bedingungen unterwegs oder das Bauchgefühl und wir entscheiden uns um, gehen eventuell einen Schritt zurück.