Grenzenlose Freiheit auf der Montafon Traverse

Hier werden nicht nur sportliche, sondern auch geografische Grenzen überschritten.

Eigentlich hatten wir diese Tour von Gargellen nach Tschagguns immer mal als gemütliche Zweitagestour mit Übernachtung in Partnun im Schweizer Kanton Graubünden geplant. Doch wenn man etwas sportlicher unterwegs ist, man kann sie auch problemlos an einem Tag schaffen. 

Da Start- und Zielort dieser Skitour verschieden sind, empfiehlt sich grundsätzlich eher die Anreise mit dem Bus anstelle des Autos.
Die Busfahrt (Nr. 87) von Schruns nach Gargellen nutzten wir für einen „Schnack“ (norddeutsch für „Gespräch“) mit unserem Hamburger Freund Tim, der uns an diesem Tag begleitete.

Wer die zusätzlichen 750 Höhenmeter nicht scheut, kann selbstverständlich auch von der Talstation aus loslaufen. Da wir nicht in dieser Liga spielen, machten wir es uns einfach und nahmen zuerst die Schafbergbahn um 8:30 Uhr und gleich im Anschluss noch die Kristallbahn. Von dort aus fuhren wir ein Stück über die Piste Nr. 6 zum Fellanlegeplatz im Täli ab. Hier starten übrigens zahlreiche Touren (z.B. die bekannte 

), die alle eins gemeinsam haben: Den kurzen Aufstieg zum St. Antönier Joch und die Grenzüberschreitung in die Schweiz.

Hut ab

Und so machten wir uns an diesem wolkenlosen Frühlingsmorgen auf den Weg zum ersten Etappenziel des Tages: Dem etwa 2 Kilometer und 450 Höhenmeter entfernten Riedkopf. Am St. Antönier Joch angekommen ging es für uns erstmal mit wackeligen Beinen (Abfahren auf Fellen ist immer eine Challenge!) ein paar Meter rechts runter, um dann weiter in Richtung Riedkopf aufzusteigen.

Wir waren schon fast oben angekommen, da passierte ein kleines Malheur: Dirk wurde von einer plötzlichen Windböe sein geliebter Hut vom Kopf gerissen und in einen Hang Richtung Gargellen geweht. Was nun? Hinterherjagen oder nicht? Haben wir die Zeit dafür? Da es ein Andenken aus Chamonix war, kam nur Hinterherjagen in Frage. Doch zu lange durfte das nicht dauern, schließlich hatten wir noch eine gute Strecke vor uns. Mit Hilfe unserer Anfeuerungsrufe gelang die Mission Hutrettung in Rekordzeit. Puh, noch mal Glück gehabt.

Mit Blick auf die Uhr beschlossen wir daraufhin jedoch das Gipfelkreuz auszulassen und lieber auf einen anderen Tag zu verschieben. Doch selbst vom Riedkopfjoch aus hatten wir einen guten Blick auf ein paar der mächtigen Rätikon Gipfel wie z.B. Wiss Platte, Sulzfluh und Drei Türme. Und natürlich auf die erste lange Abfahrt des Tages: gute 700 Höhenmeter und 4 Kilometer hinunter Richtung Partnunstafel. 

Mit breitem Grinsen im Gesicht stürzten wir uns gegen 10:30 Uhr nacheinander die etwas steilere, aber sehr breite Nordrinne hinunter. Sie war genau nach unserem Geschmack: Wunderbar griffiger Schnee, etwas ausgefahren, hier und da ein Buckel.

Immer wieder passierten wir dabei Tourengeher im Aufstieg. Die Tourenmöglichkeiten der Region sind schier unerschöpflich...

Danach folgten wir den langen, sanft kupierten Hängen (je nach Himmelsrichtung pulvriger bis knuspriger Schnee) und dem Talboden in westliche Richtung. Um keine Höhenmeter zu verlieren, traversierten wir auf der rechten Teilseite oberhalb von Partnun mit seinen tief verschneiten Dächern bis zum Berghaus Alpenrösli. Deren verlockende Terrasse mussten wir sprichwörtlich links liegen lassen.

Eine ausgedehnte Pause wollten wir uns aufgrund der warmen Temperaturen nämlich lieber nicht gönnen. Stattdessen begnügten wir uns mit einer kleinen Jause beim Auffellen und brachen gegen 11:30 Uhr zur zweiten Etappe der Tour auf.

Auf der Sonnenseite

Die hatte es in sich, denn die nächsten Kilometer des Aufstiegs entlang des Prättigauer Höhenwegs bis zur Carschina Hütte verliefen auf der Südseite gleich unterhalb der Sulzfluh.

Die pralle Sonne ließ uns ordentlich schwitzen. Der Schneedecke hatte die Temperatur noch nichts getan, aber die Sonnencreme musste im Halbstundentakt neu aufgetragen werden und uns wurde es einfach nur warm. So warm, dass die beiden Jungs wie ferngesteuert zur Hütte liefen (dort baumelte wohl ein Bier an einer Angel). Die Enttäuschung war groß, als die Hütte geschlossen und somit der Traum der Karotte, pardon dem Kaltgetränk, platzte. Und so gab es stattdessen warmen Tee aus dem Rucksack und dazu einen Energieriegel, der für die letzten 45 Minuten Aufstieg zum Drusator ausreichen musste.

Landschaftlich spannend, führte er uns zwischen schroffen Felsformationen hindurch, immer die so völlig anders aussehende Rückseite der Drei Türme im Blick. Als wir gegen 14:00 Uhr die Grenze nach Österreich überschritten, war die Freude groß, denn im Geiste sahen wir uns schon beim kühlen Radler relaxen... Doch zuvor gab es erst noch die wohlverdiente Belohnung in Form eines langen, nordseitigen Pulverschneehangs, der uns im Endorphinrausch geradewegs auf die Sonnenterrasse der Lindauer Hütte beförderte. Besser konnte es nicht laufen.

Grenzenlose Freiheit auf der Montafon Traverse Impression #1

Aussicht auf Genuss

Eine gute Stunde, diverse Kaltgetränke und einen leckeren Kaiserschmarrn später, wartete „nur“ noch die 1.000 Höhenmeter und etwa 8 Kilometer lange Talabfahrt durchs wunderschöne Gauertal und die anschließende Skiroute Nr. 23 nach Tschagguns auf uns. Ein Genuss für die müden Beine.

Für die Statistiker unter uns: Das ergibt insgesamt gute 20 Kilometer auf Ski, rund 1.000 Höhenmeter im Aufstieg und 2.300 Höhenmeter Abfahrt.

Alternativ kann man übrigens von der Lindauer Hütte auch über die Skipiste nach Vandans abfahren oder bei schlechter Schneelage auch den Bus ab Latschau nehmen.

Grenzenlose Freiheit auf der Montafon Traverse Impression #1

Tipps & Links

Tipp: Schaltet in der Schweiz ggf. die Funktion für „Mobile Daten“ an Eurem Handy aus. Denn die Schweizer Roaminggebühren können ein Gipfelselfie auch preislich ziemlich in die Höhe treiben... 

Links: 
Bergbahnen Gargellen
Madrisa Rundtour
Lindauer Hütte
Erlebnisberg Golm
Busverbindungen im Montafon
Alpenrösli

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