Mit Herzblut und Handwerk: Der Krampusbrauch im Montafon

Wie der Krampusbrauch die Adventzeit prägt und die Menschen verbindet.

Interview mit dem Obmann des Krampus Verein Tschagguns Herbert Novak über den Krampusbrauch im Montafon.

Mit Herzblut und Handwerk: Der Krampusbrauch im Montafon Impression #1

Krampusbrauch

Was ist der Krampusbrauch und wie wird dieser im Montafon gelebt? 

Der Krampusbrauch im Montafon hat seine Wurzeln in der Tradition von Knecht Ruprecht, der ursprünglich aus der Schweiz in unsere Region gekommen ist. Im Laufe der Zeit hat sich der Brauch weiterentwickelt, und die Figur des Krampus trat hinzu. Der Krampus verkörpert dabei den Teufel aus der Unterwelt, was sich traditionell auch in seiner roten Farbgebung widerspiegelt. Heute erfreut sich der Krampus-Brauch vor allem unter jungen Menschen großer Beliebtheit, und in ganz Österreich finden sogenannte Krampusläufe statt. Wir, vom Krampusverein Tschagguns, reisen durch das gesamte Land, um unsere kunstvoll gefertigten Masken und unser Brauchtum zu präsentieren. Neben uns gibt es im Ländle derzeit acht Krampusvereine, die im Durchschnitt jeweils etwa 20 Mitglieder zählen.

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Unterschiede

Was unterscheidet Knecht Ruprecht, den Krampus und die Perchten?

Knecht Ruprecht, ursprünglich aus der Schweiz stammend, ist eine düstere Begleitfigur des Nikolaus, die Kinder ermahnt und für schlechtes Benehmen symbolisch mit einer Rute bestraft. Sein Brauch diente der Erziehung und beinhaltete oft, dass Kinder Gedichte oder Gebete vortragen mussten, um Belohnungen zu erhalten. Seine Rolle, geprägt von vorchristlichen und winterlichen Ritualen, hat sich im Laufe der Zeit von einer furchteinflößenden Gestalt zu einer humorvolleren Figur gewandelt, die je nach Region unterschiedlich interpretiert wird.

 

Der Krampus hingegen begleitet den Nikolaus und wird traditionell in rotem Gewand mit einem Spitzbart und Geißenhörnern dargestellt. Im Montafon symbolisiert er den „Teufel“ an der Seite des heiligen Nikolaus. In anderen Regionen, wie Salzburg und Tirol, sind es vor allem die „Schiachperchten“, die als Geistervertreiber auftreten.

 

Die Perchten wiederum stammen aus einer alten Tradition von Holzfällern, die böse Geister vertreiben wollten. Im Laufe der Zeit haben sich die Figuren von Krampus und Perchten zunehmend vermischt, sodass heute gelegentlich auch Pferdeschwänze als Glücksbringer Teil der Darstellungen sind. In Italien existiert mit dem „Spitzbartli“ eine ähnliche Figur, die Kinder bestrafen soll, die sich schlecht benehmen.

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Einzigartig

 Was macht den Krampusbrauch im Montafon einzigartig?

Im Montafon wird der Krampus-Brauch mit einer tief verwurzelten Tradition und stetigem Wachstum gepflegt. Der Nikolaus und sein Krampus stehen nach wie vor im Zentrum des Brauchtums. Besonders hervorzuheben ist, dass bei der Herstellung unserer Masken und Felle ausschließlich regionale Materialien von Nutztieren verwendet werden. Ein weiteres besonderes Element ist die Tradition der Hausbesuche des Nikolaus und Krampus. In festlich gedeckten Räumen singen die Kinder Lieder und spielen Instrumente – für mich persönlich sind dies die schönsten Momente des Brauchs.

 

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Vorbereitung

 Wie bereitest Du Dich auf das Krampustreiben vor?

Die Vorbereitungen für den Krampusbrauch beginnen für mich bereits im August. Unser Verein zählt 18 Läufer, von denen jede und jeder mit einer handgefertigten Maske ausgestattet ist. Diese Masken fertige ich persönlich an oder restauriere sie – in jeder einzelnen steckt nicht nur viel Herzblut, sondern auch jede Menge Arbeit.

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Kinder

Gerade kleine Kinder haben großen Respekt vor Euch, wie geht Ihr damit um?

Etwa 90 % der Kinder fürchten sich nicht vor dem Krampus, insbesondere die ganz kleinen unter drei Jahren nicht. Die Angst tritt meist erst ab einem Alter von vier bis fünf Jahren auf. Es herrscht zwar eine gewisse Spannung, doch die Kinder zeigen vor allem Respekt.  Wir achten natürlich darauf, uns vor den Kindern Ruhiger zu verhalten, und sie nicht zu sehr erschrecken. Wir nehmen teilweise auch unsere Masken ab, wenn die Kinder wirklich große Angst haben.

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Veränderung

Hat sich der Krampusbrauch im Montafon über die Jahre verändert?

Früher wurde der Brauch deutlich rauer gelebt als heute. Mir fällt oft auf, dass immer mehr Jugendgruppen entstehen, die teilweise ohne ausreichende Leitung agieren. Daher ist es wichtig, klare Strukturen und Regeln innerhalb des Vereins zu schaffen, um die Tradition auf verantwortungsvolle Weise fortzuführen.

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Gemeinschaft

Welche Rolle spielt der Krampus in der Adventzeit für die Gemeinschaft im Montafon?

Im 17. Jahrhundert war der Krampus von der Kirche verboten, und die Menschen feierten den Brauch heimlich. Wer sich widersetzte, musste mit harten Strafen rechnen. Heute ist das Krampustreiben im Montafon ein bedeutender Brauch, der die Menschen zusammenbringt, insbesondere bei Anlässen wie dem „Krampuskränzchen“, bei dem die ganze Familie gemeinsam feiert.

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Zukunft

Dein persönlicher Wunsch für die Zukunft des Krampus-Brauchs?

Für die Zukunft hoffe ich auf mehr Verständnis und Toleranz, insbesondere von den Skeptikern des Brauchs. Der Krampusbrauch ist ein wichtiger Teil unserer Tradition und Kultur, der uns miteinander verbindet. Wir sollten ihn weiterhin pflegen und die Bedeutung, die er für unsere Gemeinschaft hat, nicht aus den Augen verlieren.

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