Mit etwas mehr Zeit wird dieser Klassiker zu einem unvergesslichen Bergerlebnis.
"Vom Gauertal hinauf auf die Drei Türme. Wo Beat Kammerlander im Sommer klettert und Hemingway schon mit Frau und Kind Erholung suchte."
Mächtig erheben sich die Drei Türme am Talschluss des Gauertals und bilden so den Grenzgrat zur benachbarten Schweiz. Die markante Gipfelformation ist vom Tal aus von vielen Seiten prominent sichtbar und hat schon eine irgendwie magische Anziehungskraft.
Der Große Drusenturm (2.830 Meter) als der höchste der Drei Türme ist der nördlichste Gipfel der Berggruppe und vom Tal aus fragt man sich bereits, wie denn der vom mittleren Turm größtenteils verdeckte Aufstieg eigentlich zu meistern ist.
Rund 1.840 Höhenmeter sind zu überwinden
Für den erfahrenen Tourengeher ist der Aufstieg reizvoll, da insgesamt rund 1.840 Höhenmeter zu überwinden sind und man bei guten Verhältnissen mit einer unvergesslichen Tiefschneeabfahrt belohnt wird.
Möchte man die 1.840 Höhenmeter nicht in einem Rutsch zu gehen, bietet sich die auf 1.744 Meter Höhe gelegene Lindauer Hütte als entspanntes Zwischenziel an.
Auf diese Variante fiel auch unsere Wahl. So konnten wir den Zustieg zur Hütte schon am Nachmittag des Vortages angehen und eine Hüttenübernachtung mit einplanen. Wir haben die Stirnlampen eingepackt und sind gegen 17:00 Uhr vom Wanderparkplatz oberhalb des Feuerwehrhauses in Latschau zu unserer Nachtskitour gestartet.
Lindauer Hütte
Für den leichten Zustieg zur Lindauer Hütte, der über den zumeist gewalzten Forstweg durchs Gauertal verläuft, benötigt man etwa 2,5 Stunden (ca. 740 Höhenmeter). Die Hütte ist üblicherweise bis Ende März durchgehend geöffnet. Allerdings auch oft ausgebucht, so dass eine vorherige Reservierung in jedem Falle sinnvoll ist.
Die kürzlich modernisierte Alpenvereinshütte bietet Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geschmack, vom komfortablen Mehrbettzimmer bis zum Matratzenlager (AV-Ausweis nicht vergessen!).
Die kleine und urgemütliche Stube mit Kachelofen lädt zum Verweilen ein und leckeren lokalen Spezialitäten ein. Die Spinatknödel können wir in jedem Fall empfehlen, dazu gab es noch einen Salat mit dem traditionellen Montafoner Surakees.
Die Gäste sind hier oft international, kommen aus Deutschland, der Schweiz oder Belgien. Aber auch die Einheimischen schwören auf die gelebte Gastfreundlichkeit des Hüttenwirts. Beim Besprechen des weiteren Tourenverlaufs kommen wir schnell ins Gespräch mit den anderen Gästen, man nutzt die Gelegenheit und tauscht sich auch gleich über die Schneeverhältnisse und die aktuelle Lawinensituation aus.
Blick auf den Tiergarten
Nach einer erholsamen Nacht alleine im Mehrbettzimmer und einem vielseitigen Frühstück waren wir bereit für den zweiten Tourenabschnitt mit rund 1.100 Höhenmetern.
Bei noch frischen morgendlichen Temperaturen steigen wir das Öfatobel hinauf, um dann gegen Ende des Tals nach links in Richtung Tiergarten (2.103 Meter) abzuzweigen. Nicht umsonst heißt es Tiergarten. Denn wer Glück hat, so wie wir, kann der Gamsfamilie bei der morgendlichen Durchquerung des Tals zusehen. Von hier aus bietet sich auch ein tolles Panorama zurück über das gesamte Gauertal und auf das am Horizont liegende Lechquellgebirge mit der markanten Roten Wand.
Wer noch nicht genug Abfahrtskilometer in den Beinen hat, kann ab Latschau mit der Bergbahn nochmal ins Skigebiet Golm liften. Von dort hat man nämlich einen perfekten Blick zurück auf die Drei Türme.
Natürlich eignet sich die Lindauer Hütte auch als Basislager für weitere Skitouren im Rätikon, wie z. B. zum Öfakopf (2.374 Meter) oder auf die Sulzfluh (2.818 Meter).