Wenn die Leidenschaft zum Beruf wird

Mein erster Sommer als Bike Guide im Montafon

Hauptsache in der Natur – am liebsten mit dem Bike. Denn meine große Leidenschaft ist das Mountainbiken. Im Sommer 2018 wurde dann aus meiner Leidenschaft ein Beruf. Bikeguide! Nun darf ich meine Liebe für das Biken mit unseren Gästen teilen. Doch wie sieht eigentlich ein Tag im Leben eines Bikeguides aus?

6:30 Uhr in Tschagguns: Der Wecker klingelt. Ich stehe auf und werfe einen prüfenden Blick aus dem Fenster. Der Wetterbericht hatte recht: blauer Himmel, Sonnenschein. Wie fast jeder Tag in diesem Sommer. Ich nehme ein Powerfrühstück zu mir, packe meinen Rucksack und checke nochmals das Equipment. Alles dabei, es kann losgehen!

Mit meinem super modernen Bike mache ich mich auf den Weg zur Tourismusinformation St. Gallenkirch. Hier erwarte ich meine heutigen Gäste. Nach einer herzlichen Begrüßung und einer kurzen Einweisung startet die Tour. Es geht mit dem Mountainbike rund um den Itonskopf. Eine traumhafte Rundtour, die alles bietet was sich das Mountainbike-Herz wünscht. Von schottrigen Aufwärtspassagen bis hin zu einem herrlich flowigen Singletrail ist alles dabei. Doch zuallererst steht der Aufstieg an. Wir sind eine starke Truppe und kommen zügig voran. Nach einer kurzen Pause an der Kirche Bartholomäberg fahren wir weiter in Richtung Alpengasthaus Rellseck. Hier haben wir bereits knapp 800 Höhenmeter in den Beinen. Alle sind total motiviert und möchten erst später eine große Pause einzulegen.

Wir genießen also den herrlichen Blick auf den Rätikon und schwingen uns wieder in den Sattel. Die nächsten 300 Höhenmeter meistern alle mit Bravour. Auf der Alplegi angekommen, welches mit 1800 m der höchste Punkt der Tour ist, zeigt mir ein Blick in die Gesichter der Gäste, dass nun eine längere Pause willkommen ist. Wir fahren 250 Höhenmeter über eine Schotterstraße ab und steuern direkt auf die Alpe Latons zu. Nun haben sich alle eine ordentliche Jause verdient. Besonders beliebt der Montafoner Sura Kees, eine lokale Spezialität. Auch meine heutige Gruppe ist neugierig und wir bestellen eine große Platte des eiweißhaltigen und kalorienarmen Käses. Perfekt für Sportler. Kein Wunder also, dass es allen schmeckt. Wir genießen die Rast an der Sonne und können sogar Murmeltiere beim Fressen beobachten. Zum Abschluss gönnen wir uns noch eine Tasse Kaffee bevor wir in Richtung Singletrail aufbrechen.

Eine verblockte ausgewaschene Querung im Singletrail bringt auch die besten Biker unter uns an ihre Grenzen. Wir steigen ab und schieben eine kurze Passage. Doch die Mühe lohnt sich: Am Scheitelpunkt des Trails, bevor er sich flowig in Richtung Tal schlängelt, genießen wir nochmals einen traumhaften Blick ins Klostertal. Wir senken den Sattel etwas ab für mehr Kontrolle auf dem Bike und begeben uns in Richtung Tal. Jeder fährt den Singletrail in seinem individuellen Tempo. Bei gelegentlichen Pausen, um die Handgelenke zu entlasten, kommen die Gäste aus dem Schwärmen nicht mehr raus. Nach dem letzten Teilstück des Single Trails fahren wir vorbei am traumhaft gelegenen Fritzensee zurück ins Tal. Alle Gäste sind glücklich und der Meinung, dass sie nach solch einem Tag mit Sicherheit gut schlafen werden. Ich hingegen bin glücklich darüber, dass ich alle Gäste wieder gesund zurück ins Tal begleitet habe. Mein persönliches Tagesziel habe ich erfüllt. Nachdem ich mein Mountainbike für den nächsten Tag auf Vordermann gebracht habe, merke auch ich, dass ich nach solch einem Tag gut schlafen werde. Ich gehe früh ins Bett, denn schon am nächsten Morgen steht für mich die nächste Tour auf dem Programm.

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