Was ist eine Dreistufenlandwirtschaft?
Bei dieser besonderen Form der bergbäuerlichen Alpwirtschaft wird die gesamte Vegetation eines Lebensraumes jahreszyklisch genutzt. Im Frühjahr zieht die Familie mit dem Vieh vom Heimgut im Tal für etwa vier Wochen auf die Mittelstufe, das Maisäß. Diese Aufgabe übernehmen im Betrieb von Oswald Ganahl seine Eltern. „Bei uns im Betrieb helfen drei Generationen mit. Ohne diese Zusammenarbeit könnten wir die Dreistufenlandwirtschaft schon lange nicht mehr machen“, erklärt er. Geht auf dem Maisäß das Futter zu Ende, begibt sich das Vieh unter Obhut der Hirten über den Sommer auf die Alpe. Mit Anbrechen des Herbstes erfolgt diese halbnomadische Wanderung in umgekehrter Reihenfolge wieder zurück auf das Maisäß und schließlich talwärts zum Heimgut, wo der Winter verbracht wird. „Dadurch, dass wir dem Futter in die Höhe nachziehen, können wir im Tal früher und öfter heuen. Das entlastet den Betrieb im Winter sehr“, beschreibt Oswald Ganahl einen der wenigen Vorteile der Dreistufenlandwirtschaft in der heutigen Zeit.
Wie war das Leben auf einem Maisäß früher?
Das Leben auf dem Maisäß bedeutete in erster Linie beschwerliche Arbeit. Es wurde gemäht, gemolken, gesennt, gemistet, gedüngt und gefüttert ohne maschinelle Unterstützung. Jeder Grashalm war wertvoll und das Wohl des Viehs ging meist über das eigene. Die kleinen Gebäude boten kaum genug Platz für alle Bewohner. Komfort gab es keinen. „Selbst in meiner Kindheit vor rund 40 Jahren hatten wir weder Fernseher noch Radio. Waschen mussten wir uns mit eiskaltem Wasser aus dem Trog vor dem Maisäß“, erzählt Oswald Ganahl von vergangenen Zeiten. Und doch waren die Wochen am Maisäß vor allem bei den jungen Menschen sehr beliebt. Zeitzeugen berichten von einer Auszeit vom alltäglichen Leben. Die Arbeit war weniger hart wie am Hof daheim, es blieb mehr Zeit für andere Beschäftigungen. Gesellige Abende mit Nachbarn, Hirten und Jägern sorgten für heitere Ablenkung von der Abgeschiedenheit. „Wir haben uns jeden Abend bei einem anderen Nachbarn getroffen. Die Gemeinschaft wurde einfach gepflegt. Es war ein Stückle heile Welt da oben“, erinnert sich Oswald Ganahl.
Was hat sich verändert?
Die Bedeutung der Maisäßlandschaften hat sich mit dem Strukturwandel nach dem Zweiten Weltkrieg verändert. Die landwirtschaftliche Nutzung ging bedingt durch Produktionsdruck und Rationalisierungen stark zurück und machte das Maisäß als Mittelstufe in der Bewirtschaftung überflüssig. Heute steht die freizeitwirtschaftliche und touristische Nutzung im Vordergrund. Gute Erschließung durch Güterwege und Seilbahnen ermöglicht komfortable Standards, die damals dem Talboden vorbehalten waren. Liebevoll sanierte Maisäße dienen jetzt der Freizeitgestaltung und Erholung von Einheimischen und Gästen gleichermaßen. „Ich habe nur schöne Erinnerungen an die Zeit auf dem Maisäß. Schade, dass diese Zeit nicht mehr zurückkommt. Mit tut es fast leid, dass die heutige Jugend das nicht mehr erleben kann“, meint Oswald Ganahl.