Interview mit einem Be(r)geisterten
Roland Haas, etablierter Vorarlberger Künstler und Initiator des Projektes SilvrettAtelier Montafon
Roland erzählt zuhause in seinem Atelier mit Blick auf die Montafoner Bergwelt aus dem Nähkästchen: von seinen künstlerischen Anfängen, der Kunst im Montafon und seiner persönlichen Faszination, der Welt der Gletscher.
War es schwer für Sie als freischaffender Künstler im Montafon Fuß zu fassen?
Ja, wobei ich mich nicht beschweren darf, denn ich habe mich nach dem Studium in Wien ganz bewusst dafür entschieden, nach Hause zurückzukehren. Viele meiner Studienkollegen sind in Wien geblieben, dem Schmelztiegel der Kunst in Österreich. Hier im Montafon war es ein langer Weg, bis ich die Aufmerksamkeit für meine Kunst erhalten habe. Leben kann ich aber nach wie vor nicht davon, obwohl ich besonders am Anfang meine Bilder recht gut verkauft habe und etwa durch meinen Aquarell-Bildband über das Montafon bekannt geworden bin. Ich war ja auch der einzige bildende Künstler meiner Generation im Tal – ein Exot sozusagen. Es gehörte bald zum guten Ton, als Montafoner einen „Haas“ zu haben – das ist immer noch so, oder zumindest wünsche ich es mir.
Sie waren ja auch Gründer und Projektleiter des SilvrettAteliers auf der Silvretta-Bielerhöhe. Wie kamen Sie auf die Idee?
Durch meinen Vater, der bei den Illwerken angestellt war, hatte ich ein gewisses Naheverhältnis zum Unternehmen. 1997 wurde ich gefragt, ob ich nicht ein Kunstevent machen möchte, woraufhin ich das Konzept der alpinen Kunst- Biennale entwickelte. So konnten wir 1998 das erste SilvrettAtelier auf der Silvretta-Bielerhöhe starten. 2016 fand es erstmals auf der Versettla statt und heißt nunmehr SilvrettAtelier Montafon.
In Ihrem Atelier sind auffallend viele Bilder von Bergen und Gletschern. Woher kommt Ihre Faszination dafür?
Das hat in den 80er Jahren mit zwei Studienreisen nach Island begonnen, wo mich die Gletscherwelt begeisterte. Dann in den 90er Jahren in Neuseeland ist mir der Gletscherrückgang erstmals bewusst geworden. Dort gibt es Markierungen, die zeigen, wo der Gletscher früher stand. Es ist erschreckend, wie schnell sich das Eis durch den Klimawandel zurückgezogen hat. Seitdem lassen mich die Gletscher nicht mehr los. Neben vielen heimischen Gletschern habe ich schon fast auf der ganzen Welt, etwa in Grönland und Pakistan, Gletscher gemalt. Sie sind für mich faszinierende Lebewesen, die durch die Klimaerwärmung nicht mehr im Gleichgewicht sind.
Natur und Fortschritt. Ist das für Sie ein Widerspruch?
Nein, für mich ergänzen sich die beiden. Meine Kunst ist immer eine Momentaufnahme. Ich reagiere malerisch darauf, was gerade passiert. Zum Beispiel habe ich vor einiger Zeit Szenerien mit Schneekanonen gemalt. Damals waren sie noch leuchtend rot. Man war stolz auf den technischen Fortschritt. Heute sind Schneekanonen silbern oder weiß – damit sie nicht auffallen, als würde man sich dafür schämen. Ich möchte mit meinen Bildern nicht die Eingriffe in die Natur anprangern, sondern mich kritisch damit auseinandersetzen und auch die Ästhetik dahinter zeigen.