Nachhaltige Entwicklung im Montafon

Im Gespräch mit dem PIZ – Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus

Unsere Welt ist im Wandel – alte Werte werden abgelöst, neue erlangen größere Bedeutung. Einer dieser Werte, die unsere Gesellschaft aktuell auf vielen Ebenen bewegt, ist die Nachhaltigkeit. Längst auch im Tourismus, einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige im Montafon, hat sich die nachhaltige Entwicklung vom „Trend“ zur grundlegenden Erwartungshaltung geformt. Im Gespräch mit Heidrun Stoiser und Jessica Ganahl vom „PIZ – Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus“ gehen wir der Frage nach, wie die nachhaltige Tourismusentwicklung im Montafon wahrgenommen und vorangetrieben wird.

1. Warum ist es Euch ein Anliegen, zur nachhaltigen Tourismusentwicklung im Montafon beizutragen?

Heidrun „Heidi“ Stoiser (links i. Bild), Verantwortung für das Handlungsfeld „Green Experiences“
Jessica Ganahl (rechts i. Bild), Verantwortung für das Handlungsfeld „Green Destination“

Nachhaltige Entwicklung im Montafon Impression #1

Heidi & Jessica

Heidi:
Man merkt von Tag zu Tag, dass sich unsere Welt verändert. Deshalb ist es naheliegend und wichtig, unsere Handlungen auf die Zukunft auszurichten. Wir haben meiner Meinung nach jetzt noch die Möglichkeit, aktiv zu handeln.
Mein Arbeitsplatz bietet mir diese Möglichkeit und ich schätze es sehr, mich mit der Zukunft meiner Heimatregion beschäftigen zu können und diese mitzugestalten.

Jessica:
Die nachhaltige Entwicklung ist für mich der Lösungsansatz für die derzeitigen globalen Herausforderungen wie Klimawandel oder Ungleichheit.
Der Tourismus als wichtiger Wirtschaftsbereich im Montafon hat großes Potenzial, diese nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Als Montafonerin liegt mir die Zukunft meiner Heimat am Herzen und darum bin ich bereit, mich dieser herausfordernden Aufgabe zu stellen und einen wichtigen Beitrag zu leisten.

2. Was müssen unsere Leserinnen und Leser über nachhaltige und regenerative Entwicklung im Montafon (als Destination) wissen?

Nachhaltige Entwicklung im Montafon Impression #1

Jessica:

Wir verstehen unter nachhaltiger Entwicklung, dass ein Umdenken stattfindet, welches bisher angerichtete Schäden (in der Natur, Gesellschaft und auch in der Wirtschaft) repariert und gleichzeitig technischen und gesellschaftlichen Wandel vorantreibt. Dabei soll Bestehendes neu kombiniert und Neues integriert werden. Dies soll ganzheitlich in allen drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung passieren.
Das sind die Umwelt (z.B. Energie, Abfall, Biodiversität, Mobilität), die Gesellschaft (z.B. Mitarbeitende und Gäste) sowie die Wirtschaft (z.B. regionale Wertschöpfung). Durch diesen Perspektivenwechsel soll das Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung und folglich die Lebensqualität für alle gesteigert werden.

Erfreulich ist, dass wir im Montafon bereits verschiedene nachhaltige Initiativen wie „bewusstmontafon“ (Fokus auf regionale Produkte) oder „Naturverträglicher Bergsport“ (Fokus auf Besucherlenkung) haben. Das ist insgesamt schon einmal sehr gut, aber es ist wichtig, dass wir transparent über unsere Bemühungen für die nachhaltige Entwicklung reden und es gibt noch so viel Potenzial was ganzheitlich nachhaltiges Handeln betrifft. Zum Beispiel möchten wir die Nutzung des öffentlichen Verkehrs und den Austausch im Tal stark fördern.

3. Warum sollten sich touristische Betriebe nachhaltiger ausrichten und wie schaffen wir das?

Nachhaltige Entwicklung im Montafon Impression #1

Heidi:

Aus der Zukunftsperspektive ist es eigentlich undenkbar, sich als Betrieb nicht mit dem Thema der nachhaltigen Entwicklung zu beschäftigen. Zumal auch seitens der Gesetzgebung in den nächsten Jahren mit Sicherheit einige Veränderungen auf touristische Betriebe zukommen werden. Dennoch ist es auch total verständlich, wenn sich manche mit dem Thema überfordert fühlen, da es so unglaublich viele Meinungen, Möglichkeiten und Maßnahmen gibt.
Da bekommt man schon schnell das Gefühl, in dem Thema unterzugehen. Genau hier wollen wir mit dem PIZ Montafon ansetzen. 

Es ist wichtig zu wissen, dass es extrem viele Vorteile mit sich bringen kann, sich nachhaltig auszurichten. Neben dem Beitrag zum Umweltschutz gibt es auch viele wirtschaftliche und soziale Nutzen, die einige Wettbewerbsvorteile mit sich bringen können. Zum einen ist aus Statistiken bekannt, dass Gäste im Urlaub immer mehr auf nachhaltige Entwicklung achten, gerade bei der Unterkunft.

Zum anderen ist auch das Thema Prozessoptimierung im Betrieb ein wichtiger Punkt, da durch beispielsweise Einsparungen in den Bereichen Energie, Wasser und Abfällen einiges an Kosten gespart werden kann. 

Wenn man sich also mit der Zukunft beschäftigt und sich nicht einfach nur an das „Weitermachen wie bisher“ hält, kann die Zukunftsfähigkeit des Betriebes sichergestellt werden. Dabei sollte der ökonomische Gewinn nicht als alleiniges Ziel bestrebt werden, sondern auch das Engagement für das Wohlergehen von Ort und Menschen ein wichtiger Faktor sein. Ich glaube, wenn wir dieses Bewusstsein schaffen, können wir schon extrem viel erreichen.

4. Habt ihr irgendwelche Tipps, wie unsere Leserinnen und Leser auch einen Beitrag zum nachhaltigen Tourismus leisten können?

Nachhaltige Entwicklung im Montafon Impression #1

Heidi & Jessica

Heidi:
Wir wollen nicht vorschreiben, wie die Leute reisen sollen, sondern wollen Appelle geben, damit Leute ihr Handeln reflektieren und bewusster werden: Wo bzw. wie kann ich während meines Urlaubs einen Beitrag leisten?
Man muss nicht gleich radikal werden, sondern kommt auch schon mit kleinen Schritten voran – jeder Beitrag zählt.

„Man merkt von Tag zu Tag, dass sich unsere Welt verändert. Deshalb ist es naheliegend und wichtig, dass wir unsere Handlungen auf die Zukunft ausrichten.“


Jessica:
Ich kann dem nur zustimmen. Bewusst durchs Leben gehen, Verantwortung für sein Handeln übernehmen und auch gerne mal nachfragen in Restaurants, Unterkünften usw. ob das Bewusstsein mit dazugehörigen Maßnahmen zum Klimawandel und dem Ressourcenverbrauch vorhanden ist.

„Mein Ziel ist es, die nachhaltige und regenerative im alpinen ländlichen Raum voranzutreiben. Ich möchte gemeinsam mit Menschen, die ebenfalls offen für Wandel sind, eine lebenswerte Zukunft gestalten.“

Über das PIZ – Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus

Ziel ist es, die nachhaltige Entwicklung im Montafon voranzutreiben und das Montafon zu einer echten Modellregion für regenerativen Tourismus machen. Dazu arbeitet das PIZ Montafon in drei Handlungsfeldern:

 

GREEN MINDSET GREEN EXPERIENCES GREEN DESTINATION
Hier geht es darum, das Bewusstsein der Einheimischen und Gäste für nachhaltige Entwicklung zu stärken. Dazu gibt es Veranstaltungen, Exkursionen und andere Formate zu spannenden Themen.  Hier geht es darum, die Betriebe auf ihrem Weg der nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen. Dazu arbeiten wir an einem Fahrplan für Unternehmen, welche sich auf dem Weg befinden, um diese zu unterstützen. Hier geht es darum, Projekte voranzutreiben, welche die ganze Destination Montafon nachhaltiger machen. Dazu beschäftigen wir uns mit der Mobilität im Montafon, der Erhebung von Daten für die Messung der nachhaltigen Entwicklung und die Erstellung von Strategien für die Zukunft.

CLEAN UP DAYS (piz.montafon.at/cleanupdaysmontafon)

„Sustainable Development Goals“ im Montafon

Im Zuge des „Gipfels für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen“ wurde im Jahr 2015 die „Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung“ beschlossen. Diese besagt, dass sich alle 193 Mitgliedstaaten, dazu gehört auch Österreich, zur Umsetzung der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele – „Sustainable Development Goals“ (SDGs) – auf globaler, nationaler und regionaler Ebene bis zum Jahr 2030 verpflichten.

Erfahre mehr über diese SDGs:

Sustainable Development Goals (SDGs)
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